Suchdienst des Zentralkomitees der befreiten Juden
Der amerikanische Armeerabbiner Abraham Klausner (1915—2007) traf im Mai 1945 im kurz zuvor befreiten Konzentrationslager Dachau ein und begann sich für die Belange der ehemaligen jüdischen KZ-Häftlinge einzusetzen. Bereits am 21. Juni 1945 gab er die erste gedruckte Suchliste mit dem Titel Sharit Ha-Platah (der gerettete Rest) heraus, die vom Zentralkomitee der befreiten Juden in Bayern veröffentlicht wurde. Sie enthält einige Tausend Namen von Überlebenden. Mit Hilfe des eingerichteten Suchdienstes wurde weltweit nach Familienangehörigen geforscht.
American Jewish Joint Distribution Committee (AJDC / Joint)
Das American Jewish Joint Distribution Committee (AJDC / Joint) wurde 1914 als jüdisch-amerikanische Wohlfahrtsorganisation mit dem Ziel gegründet, Jüdinnen und Juden in Osteuropa und Palästina wirtschaftlich zu unterstützen. Während des Zweiten Weltkriegs half die Organisation jüdischen Flüchtenden aus NS-Deutschland. Nach der Schoa initiierte der Joint ein umfangreiches Hilfsprogramm für die Überlebenden in den deutschen, österreichischen und italienischen DP-Lagern. Zudem organisierte und finanzierte der Joint die Auswanderung nach Israel und Übersee.
ORT Berufsfachschule München
ORT (Organisation for Rehabilitation through Training) führte nach dem Zweiten Weltkrieg Rehabilitationsprogramme für DPs durch, nach der Staatsgründung kamen auch Ausbildungsprogramme in Israel hinzu. Die Organisation bildete zwischen 1946 und 1949 in ihren Fachschulen mehr als 22 000 jüdische DPs im Alter von 18 bis 55 Jahren aus. An den Schulen konnten unterschiedlichste handwerkliche Berufe erlernt werden: Schneiderei und Mechanik bis hin zu Fotografie. ORT ist heute ein weltweit tätiges Berufsbildungsnetzwerk, das sich gezielt an Jüdinnen und Juden richtet.
Jüdisches Krankenhaus
Da sich viele Jüdinnen und Juden nicht von deutschen Ärzten versorgen lassen wollten, forderten die jüdischen Selbstverwaltungsgremien schon Ende 1945 eine eigene medizinische Infrastruktur und ein separates Krankenhaus. Im Gymnasium Max-Josef-Stift in München-Bogenhausen, das im Krieg als Lazarett diente, wurde im Frühjahr 1946 ein UNRRA-Hospital für NS-Verfolgte jeglicher Herkunft eröffnet. Erst ab April 1949, unter Leitung des Chefarztes Dr. Moses Osterweil, richtete sich das Krankenhaus dann ausschließlich auf eine medizinische Versorgung von jüdischen Überlebenden aus.
Orthodoxe Synagoge
Das Zentralkomitee der befreiten Juden bemühte sich 1946 um eine orthodoxe Synagoge in unmittelbarer Nachbarschaft zur Möhlstraße mit ihren jüdischen Institutionen. Ende 1946 konnten die Räumlichkeiten der ehemaligen Lauer-Villa bezogen werden. Neben einer Synagoge wurden im Keller die Möglichkeiten für rituelle Schlachtungen eingerichtet, außerdem ein rituelles Bad (Mikwe), ein Trausaal und Unterkünfte für bis zu 250 Personen.
Hebräisches Gymnasium mit Volksschule und Kindergarten
Im Mai 1946 wurden das Hebräische Gymnasium, die Volksschule und ein Kindergarten errichtet. Sie unterstanden dem Direktorium für Kultur und Erziehung beim Zentralkomitee der befreiten Juden in der US-Zone. Im Vordergrund stand die Auswanderung nach Palästina, später Israel, und so war Hebräisch die vorrangige Unterrichtssprache. Ferner standen jüdische Religion und Geschichte sowie Landeskunde Palästinas, später Israel, auf dem Lehrplan. Darüber hinaus wurde aber nach deutschem Lehrplan unterrichtet.
Jewish Committee Munich
Das Jewish Committee Munich war als lokale Organisation des Zentralkomitees der befreiten Juden in der US-Zone für München zuständig. Obwohl bereits im Oktober 1945 angeregt, konstituierte sich dieses städtische Gremium erst im Januar 1946. Die jüdische Selbstverwaltung vertrat die Interessen von bis zu 8 000 DPs in München und engagierte sich für die nötige finanzielle und materielle Unterstützung. Gegen Ende des Jahres 1950 löste sich das Komitee auf.
Poliklinik
Diese medizinische Einrichtung zur ambulanten Behandlung wurde 1946 zur Entlastung des UNRRA-Krankenhauses gegründet. Sie stand den Patientinnen und Patienten jüdischer Herkunft aus München und der Region offen. Im Haus war zudem eine Beratungsstelle für Schwangere und Kleinkinder untergebracht. Später konnten sich hier die DPs für ihre anstehende Auswanderung auch gegen diverse Infektionskrankheiten impfen lassen.
Dieser Eintrag wurde im Rahmen der Online-Ausstellung „München Displaced ONLINE“ unseres Kooperationspartners Jüdisches Museum München erstellt.
Café Amoria
1949 wurde auf dem Anwesen Möhlstraße 39 zunächst ein Kantinenbetrieb für die Mitarbeitenden der umliegenden jüdischen Institutionen eingerichtet, im April 1950 dann auf einen Gaststättenbetrieb umgestellt. Dazu kam die Nutzung des hinter dem Haus liegenden Gartens als Wirtschaftsbetrieb mit Tanzdiele. Nach Beschwerden durch Anwohnende durfte im Café Amoria jedoch ab Mai 1950 nur noch ein regulärer Schankbetrieb stattfinden.
Dieser Eintrag wurde im Rahmen der Online-Ausstellung „München Displaced ONLINE“ unseres Kooperationspartners Jüdisches Museum München erstellt.
Hebrew Immigrant Aid Society
Die Hebrew Immigrant Aid Society (HIAS) war eine Hilfsorganisation, 1902 in den USA gegründet, um jüdische Einwandererinnen und Einwanderer zu unterstützen, die vor den Pogromen in Russland und Osteuropa flohen. Ihr Vorläufer war bereits ab 1880 tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte HIAS jüdische Überlebende bei der Suche nach Angehörigen und ermöglichte jüdischen DPs die Übersiedelung vor allem nach Nordamerika.
Dieser Eintrag wurde im Rahmen der Online-Ausstellung „München Displaced ONLINE“ unseres Kooperationspartners Jüdisches Museum München erstellt.