Obertorstraße 33
36381 Schlüchtern
Deutschland
Es ist nicht bekannt, ob bereits im Mittelalter ein Betsaal oder eine Synagoge vorhanden war.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts (vor 1671) wurde eine Synagoge am Obertor erbaut (Obertorstraße 33). Es handelte sich um einen Fachwerkbau mit Hallengeschoss, Satteldach, Krüppelwalmen und sechs großen Rundbogenfenstern von 3,40 Meter Höhe. 1837 erfolgte ein Umbau, bei dem im Obergeschoss eine Frauenempore eingebaut wurde. Bis 1895 wurde diese Synagoge verwendet.
Nachdem die alte Synagoge zu klein geworden war und den Ansprüchen der Gemeinde nicht mehr genügte, wurde 1896 bis 1898 eine neue Synagoge im Bereich Grabenstraße / Weitzelstraße erbaut. Vor dem Bau war an dieser Stelle der alte Stadtgraben zugeschüttet worden. Die Einweihung war am 26./27. August 1898.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet, ihre Inneneinrichtung zerstört. Die Kultgegenstände der Synagoge wurden verbrannt.
Von 1939 bis 1945 wurde die ehemalige Synagoge als Lagerhalle zweckentfremdet. 1945 bis 1946 wurde das Gebäude auf Befehl der amerikanischen Militärregierung wiederhergestellt. 1950 bis 1969 war in ihr eine Kleiderfabrik eingerichtet. Beim Umbau zur Fabrik wurde eine Betondecke auf Höhe der früheren Frauenempore eingezogen. 1970 bis 1993 war die Weitzelbücherei im Synagogengebäude sowie ein Raum für kulturelle Veranstaltungen. Eine Renovierung fand 1995 statt. Seit Abschluss dieser Renovierung dient die ehemalige Synagoge als „Kulturhaus" der Stadt. Der Bereich im Erdgeschoss wird als Galerie für Ausstellungen, Autorenlesungen, Vorträge und Seminare genutzt. Im oberen Stockwerk (der obere Saal hat 115 Sitzplätze) finden unter dem Kuppeldach regelmäßig Theaterabende, Kabarett oder klassische Konzerte statt. Dazu betreibt der Kulturkinoverein der Stadt (Kuki) ein Kino.
1998 wurde das hundertjährige Bestehen des Synagogengebäudes mit einer Gedenkfeier begangen. Wenig später wurde von einer Besuchergruppe ehemaliger jüdischer Schlüchterner am Eingangstor eine Mesusah angebracht.
Die alte Synagoge am Obertor wurde noch in den 1960er-Jahren als Lagerraum verwendet und 1978 abgebrochen.