Hauptsynagoge F2, 13 (Mannheim)

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100
Kategorie
Adresse

F2, 13
68159 Mannheim
Deutschland

Koordinate
49.489545, 8.464997

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Synagoge trotz der vorgenommenen Erweiterungen für die stetig wachsende Gemeinde zu klein geworden. So entschloss man sich in den 1840er-Jahren zu einem Neubau an Stelle der bisherigen Synagoge in F 2,13. 1851 wurde die alte Synagoge abgebrochen. Im Juli 1851 begannen die Arbeiten für den Neubau. Zahlreiche Mannheimer und auswärtige Firmen waren mit den Arbeiten, insbesondere der künstlerischen Ausgestaltung beschäftigt.

Schon in den Monaten vor ihrer Fertigstellung wurde die Synagoge als „eine der schönsten wohl in Deutschland" bezeichnet. „In ihr wird ein zahlreicher Sängerchor und eine Orgel den Gottesdienst verherrlichen", wusste die "Allgemeine Zeitung des Judentums" am 25. Mai 1855 zu berichten und fügte im Blick auf die Mannheimer Gemeinde hinzu: „Erfreulich ist’s, wahrzunehmen, dass die zeitgemäße Umgestaltung desselben (sc. des Gottesdienstes) die Eintracht in der Gemeinde nicht stört. Wo wahrhaft religiöser Sinn herrscht, da wird die Religion nicht zum Zankapfel. Der dortige neuangestellte Rabbiner Herr Präger versteht indessen auch allen Parteien möglichst Rechnung zu tragen und geht bei seinen Reformen im Einvernehmen mit dem Synagogenrate besonnen vorwärts". Am 29. Juni 1855 konnte diese nunmehr vierte Synagoge feierlich eingeweiht werden.

Im Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 überfielen erstmals SA-Männer die Hauptsynagoge und richteten Beschädigungen an. In der Pogromnacht am 10. November 1938 stürmten morgens SA-Männer die Hauptsynagoge, sie zerschlugen die Einrichtung, legten Feuer und zündeten Sprengstoff. Die Polizei weigerte sich, zu Hilfe zu kommen, die Feuerwehr beschränkte sich darauf, die Nachbargebäude zu schützen. Anschließend kam es zu Plünderungen durch die Bevölkerung. Die jüdische Gemeinde hielt ihre Gottesdienste nun in der weniger beschädigten Klaussynagoge ab und wurde im Spätsommer 1939 gezwungen, die Ruine der Hauptsynagoge samt Grundstück für 34.000 Reichsmark an die Stadtverwaltung zu „verkaufen“.

Im Laufe des Zweiten Weltkriegs erlitt die Ruine weitere Zerstörungen, ehe sie nach dem Krieg 1945 an die Jewish Restitution Successor Organization (JRSO) übertragen wurde. Die kleine jüdische Gemeinde richtete im ehemaligen jüdischen Waisenhaus in R7, 24 eine Behelfssynagoge ein. Auf Initiative von Oberbürgermeister Hermann Heimerich fertigte das Hochbauamt 1952 Pläne an, die eine Enttrümmerung des Innenraums der Hauptsynagoge und den Einbau eines einstöckigen Betsaals vorsahen. Da das Land Baden-Württemberg eine finanzielle Beteiligung ablehnte, wurde das Projekt nicht verwirklicht und der vorgesehene städtische Zuschuss für den Wiederaufbau der Einsegnungshalle am jüdischen Friedhof verwandt. Auch der Plan, die Ruine als Gedenkstätte zu erhalten, wurde aus Kostengründen nicht verwirklicht. 1955/56 wurde die Ruine abgetragen. Die JRSO verkaufte das Grundstück, das zunächst von einem Autohändler genutzt und 1962/63 mit einem Wohn- und Geschäftshaus bebaut wurde. 1964 wurde eine Gedenktafel angebracht, die an die Hauptsynagoge erinnert.

 

Ereignisse
Ereignis
Datum Von
1851
Datum bis
1855
Datierung
1851-1855
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Einweihung
Ereignis
Datum Von
1855
Datum bis
1855
Datierung
29.6.1855
Epoche universalgeschichtlich
Ereignis
Datum Von
1938
Datum bis
1938
Datierung
9. bis 10.11.1938
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Abtragung der Ruine
Datum Von
1955
Datum bis
1956
Datierung
1955-1956
Epoche universalgeschichtlich
Medien
Lithografie der Hauptsynagoge Mannheim um 1855
Großes Gebäude vor einem großen freien Platz mit Menschen
dst
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/ma/reissmuseum/stadtgesch/synagoge.htm
Alemannia Judaica
Breite
419
Höhe
305
Lizenz
CC BY-SA
Mimetype
image/jpeg
Verwendungshinweise
Urheber/Künstler: Lithografie von Jakob Ludwig Buhl
Seitliche Ansicht auf das Eingangsportal der Hauptsynagoge Mannheim, rechts daneben steht das Jüdische Gemeindehaus
Seitenansicht auf großes Eingangsportal, links und rechts stehen kleinere Häuser daneben
dst
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Ziwes, Franz-Josef (Hg.), Badische Synagogen, 1997, S. 70-73.
Alemannia Judaica
Breite
471
Höhe
624
Lizenz
CC-BY-SA
Mimetype
image/jpeg
Innenaufnahme der prachtvollen Hauptsynagoge Mannheim
Innenraum eines großen, prächtigen Gebäudes, das für jüdische Gottesdienste genutzt wurde.
dst
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Stadtarchiv Mannheim
Alemannia Judaica
Breite
626
Höhe
531
Lizenz
CC-BY-SA
Mimetype
image/jpeg
Virtuelle Rekonstruktion des Innenraums der Mannheimer Hauptsynagoge
Innenraum eines großen, prächtigen jüdischen Gotteshauses, virtuell gestaltet
dst
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Architectura Virtualis GmbH
Alemannia Judaica
Breite
800
Höhe
600
Lizenz
CC-BY-SA
Mimetype
image/jpeg
Verwendungshinweise
Urheber/ Künstler: Egon Heller
Abtragung der Mannheimer Hauptsynagoge 1955
Ruine eines großes Gebäudes
dst
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Keller, Volker, s. Lit, S. 27
Alemannia Judaica
Breite
624
Höhe
403
Lizenz
CC-BY-SA
Mimetype
image/jpeg
Heutige Häuserreihe am historischen Standort der Hauptsynagoge F2, 13
Häuserreihe, Straße mit parkenden Autos
Fotografiert von
Joachim Hahn
dst
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Alemannia Judaica
Breite
386
Höhe
569
Lizenz
CC-BY-SA
Mimetype
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Gedenktafel im Hauseingang des heutigen Mietshauses am historischen Standort der Hauptsynagoge
Gedenktafel aus Metall mit folgenden Spruch: "An dieser Stelle stand die Hauptsynagoge der Israelitischen Gemeinde Mannheim. Sie wurde 1705 errichtet, 1855 durch einen Neubau ersetzt und am 9. November 1938 während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zerstört.
Fotografiert von
Joachim Hahn
dst
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Alemannia Judaica
Breite
569
Höhe
386
Lizenz
CC-BY-SA
Mimetype
image/jpeg
Gebotstafeln aus der Hauptsynagoge, wieder angebracht in der heutigen Synagoge Mannheim
Weiße Doppel-Steintafeln mit goldener, hebräischer Schrift.
dst
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
ZUM
Alemannia Judaica
Breite
326
Höhe
388
Lizenz
CC-BY-SA
Mimetype
image/jpeg
Literatur
Keller, Volker, Die ehemalige Hauptsynagoge in Mannheim, in: Mannheimer Hefte 1, 1982, S. 2–14.
Twiehaus, Christiane, Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2012, S. 150–173.
Watzinger, Karl Otto, Geschichte der Juden in Mannheim 1650–1945, Stuttgart 1984.
http://www.alemannia-judaica.de/mannheim_synagoge_a.htm (letzter Zugriff am 23.07.2018)
Gedenkstätten für die Opfer der Nationalsozialisten Teil 1 Ulrike Puvogel, Martin Stankowski, Ursula Graf (Mitarbeit) Puvogel / Stankowski, 1995 1995 Bonn Bundeszentrale für politische Bildung 3-89331-208-0
Innenministerium des Landes Baden-Württemberg Synagogen in Baden-Württemberg Joachim Hahn Hahn, 1987 1987 Stuttgart Konrad Theiss Verlag 3-8062-0527-2
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