Rosenwinkel 18
38820 Halberstadt
Deutschland
Die sog. Klaussynagoge wurde um 1700 [in älteren Darstellungen wird meist das Jahr 1703 genannt] durch den Halberstädter Hoffaktor Berend Lehmann (1681-1730) als jüdisches Studien- und Lehrhaus gestiftet. Die angehenden Lehrer und Rabbiner sollten vom Gemeindedienst freigestellt sein, um sich "in Klausur" ganz dem Tora- und Talmudstudium widmen zu können. Zuvor hatte Berend Lehmann 1696-99 bereits den ersten Druck des Babylonischen Talmud in Deutschland (Frankfurt/Oder) finanziert.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Halberstädter Klaussynagoge zu einem Zentrum der sog. Neo-Orthodoxie - in Abgrenzung zu den meist reformorientierten jüdischen Gemeinden in Preußen. 1857 ließ die Halberstädter Unternehmerfamilie Hirsch die alte "Klaus" modernisieren. Der steinerne, dreistöckige Synagogenanbau (nach Süden) war nun auch von außen als solcher zu erkennen. Im Erdgeschoss des renovierten Fachwerkhauses war von 1858-99 die jüdische Schule "Hascharat Zwi" untergebracht.
Im Novemberpogrom 1938 blieb die Klaussynagoge weitgehend unversehrt, der Lehr- und Studienbetrieb wurde jedoch von den Nationalsozialisten gewaltsam beendet. Gebäude und Grundstück wurden "arisiert" und bis zur Deportation der jüdischen Halberstädter*innen 1942 als "Judenhaus" genutzt, danach als Zwangsarbeiterlager.
Nach 1945 wurde die Klaussynagoge zum Wonhaus umgebaut, im Synagogenraum eine Zwischendecke eingezogen und die Brüstung der Frauenempore abgebrochen.
Erst ab 1990, nach Restitution an die Jewish Claims Conference, wurden die baulichen Veränderungen rückgängig gemacht und die Klaussynagoge wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung als Lehr- und Lernort zugeführt. Seit 1998 hat hier die internationale Begegnungsstätte der "Moses-Mendelssohn-Akademie" (MMA) ihren Sitz, seit 2001 auch in Kooperation mit dem "Berend-Lehmann-Museum für jüdische Geschichte und Kultur" im Mikwenhaus (Judenstraße 26).