Kuntzengasse 9
76761 Rülzheim
Deutschland
Die Synagoge in Rülzheim wurde 1832/33 durch den bekannten Synagogenarchitekten August von Voit erbaut (bayrischer Hofbaumeister). Dieser entwarf auch die Pläne der Synagogen in Herxheim, Ingenheim, Kallstadt, Kirchheimbolanden und Speyer. Es handelt sich in Rülzheim um einen spätklassizistischen, flach gedeckten, zweigeschossigen Saalbau mit einem flachen Satteldach. Am Eingang findet sich ein schön gestaltetes Architrav mit der hebräischen Portalinschrift aus Jesaja 26,2 („Öffnet die Tore, dass einziehe ein gerechtes Volk, welches die Treue bewahrt"). 1867 wurde das Synagogendach erneuert. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude vergrößert und neu ausgestattet. Dabei wurden allerdings Teile der von Voit entworfenen Innenausstattung entfernt oder verändert.
Bis zu den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 war die Synagoge in Rülzheim Mittelpunkt des jüdischen religiösen Lebens am Ort.
Im Zusammenhang mit den Ereignissen in der Pogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge geschändet und im Inneren zerstört. Dabei wurden Fenster und Inneneinrichtung zerstört, das Dach in Brand gesetzt, Teppiche, Torarollen, Toravorhänge, Gebetsbücher, vier siebenarmige Leuchter, Kronleuchter und weitere Gegenstände gestohlen oder im Hof verbrannt.
Nach 1945 diente das Gebäude als Lager und Schuppen, bis es 1953 von der Katholischen Kirchengemeinde Rülzheim erworben wurde (durch Kauf von der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinplatz), die es als Jugendheim bis in die 1970er-Jahre nutzte. 1986 wurde die ehemalige Synagoge unter Denkmalschutz gestellt und 1988 von der Ortsgemeinde erworben. 1990/91 wurde das Gebäude renoviert und am 13. Juni 1991 als „Geschichts- und Begegnungsstätte" umgestaltet. Seither finden hier Veranstaltungen, Konzerte, Ausstellungen usw. statt.