Willy-Brandt-Ring 21
67547 Worms
Deutschland
Der Heilige Sand ist der älteste in situ erhaltene jüdische Friedhof in Europa. Die ältesten Grabsteine stammen aus dem 11. Jahrhundert. Der Friedhof überstand mittelalterliche Vertreibungen und Pogrome ebenso wie die Shoah – nicht immer gänzlich unbeschadet, doch ohne umfassende Schäden und Räumungen, sodass rund 2.500 Steine von der Geschichte der Gemeinde zeugen.
Der Friedhof besteht aus einem Alten und einem Neuen Teil, der ab Ende des 17. Jahrhunderts belegt wurde. Im Gegensatz zu den schlicht gehaltenen Grabsteinen des Alten Teils findet man auf dem Neuen Teil stark verzierte Steine, die oftmals wie Säulen, Baumstämme oder Obelisken gestaltet sind. Auch tragen sie nicht mehr nur hebräische Inschriften - mit der Zeit findet man zweisprachige, ab Ende des 19. Jahrhunderts oftmal nur noch deutsche Inschriften. Dies zeugt von der Assimilation der Juden und ihrer starken Verwurzelung in Deutschland.
Die Grabsteine sind nicht, wie sonst auf jüdischen Friedhöfen üblich, nach Osten (Jerusalem) ausgerichtet. Eine endgültige Erklärung hierfür wurde noch nicht gefunden. Eine Legende besagt, dass dies nicht geschah, weil sich die Wormser Gemeinde selbst als "Jerusalem am Rhein" bezeichnete. Eine andere Erklärung könnte bei den Gründungsvätern der Gemeinde liegen: diese kamen vermutlich aus Italien und daher zeigen die Gräber nach Süden.
Zu den herausragenden Gräbern zählen die von Rabbi Meir von Rothenburg, genannt MaHaRam, (gest. 1293) und Alexander ben Salomon Wimpfen (gest. 1307), die noch heute von vielen Gläubigen besucht werden. Auch das Grab des MaHaRil, des Rabbi Jakob ben Moses haLevi (gest. 1427) befindet sich auf dem Heiligen Sand.
Der Heilige Sand ist Teil der seriellen Bewerbung der SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz als UNESCO-Weltkulturerbe in 2020/21.
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