Havlíčkova 1043/11
Hlavní město Praha
11000 Praha 1 - Nové Město
Tschechien
<p>Franz Werfel wurde 1890 in Prag als Sohn einer wohlhabenden deutschsprachigen jüdischen Familie geboren. Sein Vater war ein erfolgreicher Industrieller. Obwohl Werfel jüdischer Herkunft war, spielte die Religion im familiären Alltag nur eine untergeordnete Rolle – die Familie war kulturell assimiliert, westlich orientiert und eher säkular.</p><p>Trotz dieser säkularen Prägung blieb das Judentum in Werfels Leben ein prägendes Thema, vor allem auf intellektueller und moralischer Ebene.</p><p>Werfel war Teil des literarischen Umfelds des Prager Kreises, zu dem auch Franz Kafka und Max Brod gehörten. Seine Verbindung zu Prag und seine frühen Erfahrungen dort sind ein wichtiger Bestandteil seines Lebens und Schaffens.</p><p>Er setzte sich in vielen seiner Werke mit Fragen der Schuld, Verantwortung, Ethik und dem Leiden unschuldiger Menschen auseinander – Themen, die sich auch aus der jüdischen Tradition speisen. Besonders im Kontext des Ersten Weltkriegs, der aufkommenden politischen Extreme und des Nationalsozialismus entwickelte Werfel ein wachsendes Bewusstsein für seine jüdische Identität – nicht zuletzt durch die Bedrohung, die der Antisemitismus für ihn und andere bedeutete.</p><p>Ein bedeutsamer Ausdruck seines ethisch-humanistischen Denkens war sein Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ (1933), in dem er den Völkermord an den Armeniern thematisierte. Dieses Werk wird oft als Akt moralischer Solidarität verstanden – mit einem tiefen Gefühl für kollektives Leid, das sich auch aus seiner jüdischen Herkunft speisen lässt.</p><p>Später, im Exil vor den Nationalsozialisten, wurde seine jüdische Herkunft auch politisch relevant: Er musste 1938 aus Österreich fliehen und emigrierte schließlich in die USA, wo er 1945 starb. Die Erfahrung von Ausgrenzung, Verfolgung und Exil ist eng mit seinem Judentum und der Zeitgeschichte verwoben.</p>
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