Karl-Liebknecht-Straße 5
Brandenburg
14547 Beelitz
Deutschland
<p>Der Deutsch-Israelitische Gemeindebund (DIGB) in der Steglitzer Straße in Berlin gründete 1907 mit dem Anlass der Silberhochzeit des Kaiserpaares ein Heim für „schwachsinnige, aber bildungsfähige Kinder“. Dafür wurde eine neue Stiftung gegründet, die Wilhelm-Auguste-Victoria-Stiftung. Das Besondere an diesem Heim war, dass sie die einzige Schule war, die körperlich behinderte jüdische Kinder aufnahm. Als Leiter dieser Schule wurde Sally (Samuel) Bein beauftragt. Die Potsdamer Abteilung für Kirch und Schulwesen genehmigte den Heim- und Schulbetrieb für 20 Kinder am 5. September 1908. Am 20. Oktober wurden die ersten Kinder aufgenommen, am 25. Oktober war der offizielle Gründungstag der Schule und im November 1908 begann der Unterricht. Die Klassen wurden nicht nach Alter, sondern nach Fähigkeiten und Behinderung eingeteilt. Der Unterricht war kurz gehalten und ein ständiger Kontakt mit Lehrern und Schülern war möglich. Es wurde außerdem oft an der freien Luft unterrichtet und die Kinder in Bewegung gebracht,damit diese konzentriert bleiben. Die Schule legte einen großen Wert auf religiöse Bildung, wodurch das Heim jüdische Traditionen lebte und Gottesdienste durchführte. Ab der Oberstufe war Religion ein Fach und die Schüler der unteren Klassen lernten Hebräisch und die Geschichte des Judentums. Sally Bein ließ die Kinder handwerklich arbeiten, um sie auf ihr späteres Berufsleben vorzubereiten. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 blieb die Schule bestehen. Sallys Tochter, Hanna Lotte, emigrierte nach Britisch-Indien und angesichts der Lage plante es Sally, ihr zu folgen und bekam 1939 die Genehmigung zur Ausfuhr von Umzugsgütern, jedoch emigrierte er nicht. Sally konnte die Wünsche, das „Judenheim“ zu schließen, abwehren und hielt bis 1942 stand. Am 14. April 1942 wurde die erste Gruppe von Schülern und Lehrern zum Warschau-Ghetto deportiert. Die zweite Gruppe mit Sally Bein wurde am 2. Juni zum Vernichtungslager Sobibor geschickt. </p>
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