Schwicheldtstraße 19a
Lower Saxony
29221 Celle
Deutschland
<p>Im Mai 1921 trat der Rechtsanwalt Dr. Manfred Herzfeld (geb. 1887) in die Kanzlei von Dr. Julius von der Wall, Mühlenstraße 25, ein. Die Kanzlei war eine der größten des Oberlandesgerichtsbezirks Celle und lange die einzige von jüdischen Anwälten betriebene in Celle. Herzfeld, seine Frau Hedwig (geb. 1891) und die Tochter Eva (geb. 1919) wohnten am heutigen Bahnhofsplatz bis sie Ende 1930 in das eigene neu gebaute Haus Schwicheldtstraße 19 A zogen. Herzfeld war kein Mitglied der jüdischen Gemeinde in Celle und hatte auch kaum Kontakte zu ihr. Er zählte zudem zu einer Minderheit der organisierten Juden in Deutschland, die der „Zionistischen Vereinigung für Deutschland“ angehörte. Die im April 1933 einsetzende Boykottkampagne gegen jüdische Rechtsanwälte wirkte sich drastisch auf die wirtschaftliche Situation der Kanzlei aus, die deshalb in Herzfelds Wohnung in der Schwicheldtstraße verlegt werden musste.Im August 1935 hatte Herzfeld in Hannover eine Auseinandersetzung mit SA-Leuten, die ihn am Betreten eines von einem jüdischen Inhaber geführten Zigarrenladens hindern wollten. Seine Frau und seine Tochter waren bereits nach Palästina emigriert, und nun verließ auch er „fluchtartig“ Celle in Richtung Jerusalem. Dort arbeitete Herzfeld als Versicherungskassierer, unterstützt von seinem in New York lebenden Bruder Arnold. Beim Novemberpogrom 1938 wurden Kanzlei und Wohnung in der Schwicheldtstraße verwüstet, obwohl sie mittlerweile leer standen.1950 erhielt Herzfeld das Angebot, als Anwalt in Wiedergutmachungssachen für die Jewish Restitution Successor Organization (JRSO) zu arbeiten und kehrte nach Deutschland zurück. Ab 1956 wirkte er als freier Rechtsanwalt vor allem für die United Restitution Organization (URO). Regelmäßig schrieb er für die Zeitschrift „Rechtsprechung zum Wiedergutmachungsrecht“.</p>
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