Am Berge / Hügelstr.
Niedersachsen
29223 Celle
Deutschland
<p>Im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts siedelte Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg vier jüdische Familien in Celle an. Zu den ersten Einrichtungen dieser Gemeinde gehörte ein eigener Friedhof. Dafür übereignete der Landesherr den Celler Juden ein Grundstück an der Grenze zur Dorfschaft Klein Hehlen. Ab 1704 versuchte die Jüdische Gemeinde den Friedhof zu umzäunen, denn immer wieder verursachte das umherlaufende Vieh Grabschändungen. Erst 1714 wurde die Umzäunung des Friedhofes erlaubt. Zusätzlich wurde eine Warntafel und 1739 ein Wächterhaus errichtet. In diesem wohnte bis zum 2. Weltkrieg ein christlicher Wächter.</p><p>1759 und 1879 kam es zu Vergrößerungen des Friedhofgrundstücks und zur Verlegung des Haupteinganges an der Hügelstraße. Von den über 400 Grabsteinen sind heute noch 289 vorhanden. Der älteste Steinstammt aus dem Jahr 1705 und erinnert an Rechele Gans-Zell. Als letztes Gemeindemitglied wurde 1943 der aus einer alten Celler Jüdischen Familie stammende Iwan Dawonsky begraben. An ihn erinnert heute ein später gesetzter Erinnerungsstein.</p><p>Der Bau der Trauerhalle mit Tahararaum nach dem Entwurf von Architekt Otto Haesler im Jahr 1910 war eine besondere Veränderung. Anlässlich der Beerdigung von Moritz Levy 1911 wurde das Gebäude seiner Bestimmung übergeben.</p><p>In der Pogromnacht am 09.11.1938 kam es zu Verwüstungen in der Friedhofshalle. Der Friedhofswärter Zimmerpolier August Schmidt konnte weitere Ausschreitungen auf dem Friedhof verhindern.</p><p>Nach der Befreiung des Konzentrationslager Bergen-Belsen am 15.04.1945 durch britische Soldaten gründete sich in Celle eine neue Jüdische Gemeinde, die den Friedhof von 1945 bis 1953 für ihre Bestattungen nutzte. Sieben Steine aus dieser Zeit erinnern daran.</p><p>1974 wurden das Wächterhaus und die Trauerhalle wegen unterbliebener Pflege und Instandsetzung abgerissen. Nach Auffassung des Celler Hochbauamtes war die Friedhofshalle von Otto Haesler nicht als Baudenkmal anzusehen.</p><p>Grundlage: Hinweistafel am Jüdischen Friedhof Celle</p>
Bamberger, Naftali Bar-Giora, Der jüdische Friedhof in Celle, Memor-Buch, Heidelberg 1992, 232 S.
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