Adresse
Artur-Ladebeck-Straße 6
33602 Bielefeld
Deutschland
Koordinate
52.018947894993, 8.5259005384994
Lebenslauf: "Ich, Bernhard Mosberg, geboren am 20. Februar 1874 in Bielefeld, habe Medizin studiert und ließ mich nach langjähriger Fachaussbildung 1902 in Bielefeld als Facharzt für Orthopädie und Chirurgie nieder. 1915 wurde ich Leiter der orthopädischen Abteilung der Anstalten Bethel. Gleichzeitig wurde ich Leiter des orthopädischen Instituts für Schwerkriegsversehrte in Deutschland und orthopädischer Berater beim VIl. Armee-Stab Westfalen-Rheinland während des letzten Krieges. Unter den zahlreichen Versehrten, die von mir behandelt wurden, waren auch viele englische und alliierte Soldaten, einer davon war ein englischer Offizier, der beide Beine verloren hatte und der von meiner Abteilung mit künstlichen Gliedern versorgt wurde, so daß er wieder laufen konnte. Ich behielt meine Stellung in Bethel bis 1932 und verblieb bis dahin im Reiche, obwohl ich überzeugter Jude war.
Ich verließ Deutschland im Jahre 1938 auf Grund der Judenverfolgungen. Niemals habe ich einer politischen Partei oder politischen Organisation angehört. Meine Frau [Rosalie], die stets genauso fühlte und dachte wie ich, ist infolge der politischen Verhältnisse vollkommen zusammengebrochen und mußte in Holland in ein psychiatrisches Heim eingeliefert werden, wo sie sich seit nunmehr zwei Jahren befindet. Ich sah mich genötigt, mein Haus und Vermögen in Deutschland zurückzulassen und habe praktisch alles verloren.
Ich habe niemals wieder die deutsche Grenze überschritten, und ich habe nicht die Absicht nach Deutschland zurückzukehren. Ich habe zwei Kinder. Meine Tochter Dr. med. Gertrud Mosberg lebt in Amsterdam als Spezialistin für Orthopädie. Mein Sohn Hermann B. Mosberg studiert in Cambridge. gez. Dr. Bernhard Mosberg" (1939)
Gekürzte Abschrift aus StA Bielefeld, Kleine Erwerb. Nr. 364
Bernd Mosberg wurde Juni 1944 im KZ Auschwitz umgebracht Gedenkbuch. Seine Tochter Gertrud fand am 15.03.1945 im KZ Ravensbrück den Tod Gedenkbuch. Ehefrau Rosalie wurde am 26.03.1943 in Sobibor ermordet.
Ereignisse
Beschreibung
chirurgisch-orthopädische Praxis mit Privatklinik für Orthopädie und Heilgymnastik, Detmolder Str. 4
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Umzug und Eröffnung der neu erbauten Praxis an der Koblenzer Str. 4
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Tochter Dr. med. Getrud Mosberg praktiziert in der väterlichen Praxis (26.01-01.07.)
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Gertrud Mosberg emigriert mit ihrer schwer erkrankten Mutter in die Niederlande (Amsterdam)
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Bernhard Mosberg emigriert in die Niederlande.
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Nutzung als berufliches Umschulungslager für ausreisewillige Juden
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
ghettoähnliche Zwangsunterkunft für Juden ("Judenhaus") mit 53 Personen bis 23.03.1940
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Reservierter Wohnraum für zurückkehrende Juden (Anordnung der britischen Militärregierung)
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Erster Betraum der neu gegründeten Jüdischen Gemeinde Bielefeld (im Gymnastiksaal)
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Gedenktafel Bernhard Mosberg im damaligen Gesundheitsamt Bielefeld, Körnerstr. 6-8
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
der Liegenschaft zum Eigentum von Sohn Hermann Mosberg
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
die Adolf-Stöcker-Straße in Bielefeld-Schildesche wird in Bernhard-Mosberg-Str. umbenannt.
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Verlegung von Stolpersteinen an der Artur-Ladebeck-Str. 6
Epoche universalgeschichtlich
Literatur
◼ Jürgen Probst: Gedenken der jüdischen Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Unfallheilkunde, Versicherungs- und Versorgungsmedizin
In: Orthopädie und Unfallchirurgie. Mitteilungen und Nachrichten, Oktober 2013, S. 611
◼ Barbara Frey: "Als Mensch und Ärztin hervorragend", die jüdische Ärztin Gertrud Mosberg (1903 - 1945).
In: Bärbel Sunderbrink (Hrg.): Frauen in der Bielefelder Geschichte. Bielefeld 2010, S. 280 - 291 [ausführliche Familienbiografie mit Literaturhinweisen]
◼ Monika Minninger, Joachim Meynert, Friedhelm Schäffer: Antisemitisch Verfolgte registriert in Bielefeld 1933-1945. Eine Dokumentation jüdischer Einzelschicksale. Bielefeld 1985, S. 157, 263, 264
◼ Westfälische Zeitung: Die Stadt gedenkt eines verdienten Arztes. Dr. med. Bernhard Mosberg wäre heute 85 Jahre alt geworden. Ausgabe 20.02.1958
◼ Pressebericht: Ein Rassist oder ein Naziopfer — wer gibt der Straße ihren Namen? Eine neuerliche Initiative zur Umbenennung der Adolf-Stöcker-Straße.
In: Bielefelder Tagesblatt 16.11.1986
◼ Friedensgruppe Altstädter Nicolaigemeinde: Evangelische Kirche im Nationalsozialismus am Beispiel Bielefeld. Dokumentation einer Ausstellung. Bielefeld 1986 (2. Aufl.) S. 112-113
Redaktionell überprüft
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