Adresse
Oranienstraße 40 / Oranienplatz 17
10999 Berlin
Deutschland
Koordinate
52.502105818694, 13.416869722839
Die Geschichte des Hotels "Oriana.Berlin" begann vor mehr als 100 Jahren, als der Textilunternehmer und Stadtverordnete Leopold Jacobi (1847-1917) den Bau eines neuen, repräsentativen Geschäftshauses am Oranienplatz plante. Jacobi beauftragte das bekannte Berliner Architekturbüro von Wilhelm Cremer und Richard Wolffenstein, die sich u. a. im Synagogenbau einen Namen gemacht hatten. 1912 wurde der Auftrag vergeben, 1913 konnte das neue Geschäftshaus bezogen werden. Im Erdgeschoss befand sich das Café "Oranienpalast", das seine Gäste auch regelmäßig mit Konzerten und Kabarett lockte. Die Büroräume in den oberen Etagen wurden von der AEG genutzt. 1917 starb Leopold Jacobi. Durch die Unruhen des Ersten Weltkrieges gab es häufige Mieterwechsel. 1924, sieben Jahre nach Jacobis Tod, wurde das Geschäftshaus zum Kaufhaus "C&A Brenninkmeyer" umgewandelt. In den oberen Etagen warb nun das Hotel „Ahlbecker Hof“ um Übernachtungsgäste. Eigentümerin war weiterhin die Witwe Cäcilia Jacobi, 1933 gefolgt von ihren drei Kindern Ernst, Frieda und Charlotte. Doch schon 1934 mussten sie das Geschäftshaus Jacobi - auf Druck der NS-Behörden - weit unter Wert an "C&A" verkaufen. 1938 konnten die Jacobi-Kinder entkommen, doch ihr Vermögen wurde beschlagnahmt. Erst 1951, nach einem langen Prozess, wurde ihnen eine "Entschädigung" von 5.000 DM pro Kind zugesprochen. Die "Cunda"-Kleiderfabrik kaufte das Geschäftshaus, unterhielt jedoch keine Verkaufsräume mehr. Nachfolgend hatten auch die wechselnden Eigentümer*innen und Gewerbebetriebe kein wirkliches Interesse an einer Sanierung, so dass nach 1990 der Abriss drohte. Weil dazu das Geld fehlte, blieb das Haus stehen. 1995 wurde das Gebäude schließlich auf die Berliner Denkmalliste gesetzt. Ab 2008 folgten erste bestandserhaltende Maßnahmen für die kulturelle Zwischennutzung. 2013 wurde der Umbau zum Hotel erlaubt, ab 2014 wurde renoviert. Im August 2017 öffnete das Hotel "Orania.Berlin" seine Pforten - bis heute (2021).
Ereignisse
Beschreibung
Vorgängerbau der "Deutschen Compagnie Heitinger & Co.” (Herrenmoden), Umzug in Oranienstraße 165a
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Neubau eines repräsentativen Bürogebäudes durch das Berliner Architekturbüro Cremer & Wolffenstein
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Geschäftshaus Leopold Jacobi mit Café "Oranienpalast" (EG) und Büroräumen der AEG (OG)
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Umwandlung in das Kaufhaus "C&A Brenninkmeyer" (EG) mit Hotel „Ahlbecker Hof“ (OG)
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Geschäftshaus im Eigentum der Familie (von der Witwe Cäcilia Jacobi an ihre drei Kinder übertragen)
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
auf Druck der NS-Behörden: Verkauf weit unter Wert an "C&A", Umwandlung in Warenhaus
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Vermögen der Familie Jacobi konfisziert, nachfolgend Flucht der Kinder Ernst, Frieda und Charlotte
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Gebäude im Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
langwieriger Prozess um Restitution des Familienvermögens scheitert weitgehend (1951 Entschädigung)
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
mehrfacher Eigentümerwechsel, kein Interesse an Sanierung, drohender Abriss
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
unter Denkmalschutz gestellt, ab 2008 erste bestandserhaltende Maßnahmen, ab 2014 Sanierung
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Wiedereröffnung als Hotel "Orania.Berlin"
Epoche universalgeschichtlich
Literatur
Borgelt, Christiane / Keckstein, Veronika: Kaufhäuser und Warenhäuser in der Luisenstadt. Ihr Aufstieg und ihr Niedergang, Berlin 1988, S. 33 ff.
Juden in Kreuzberg. Fundstücke… Fragmente… Erinnerungen… [Katalog zur gleichnamigen Ausstellung], hrsg. Berliner Geschichtswerkstatt e. V., Berlin 1991, S. 58 und 76-78.
Schäche, Wolfgang / Pessier, David: Vom Geschäftshaus Jacobi zum Hotel Orania.Berlin. Geschichte und Wandel einer architektonischen Wiederentdeckung am Oranienplatz, Berlin 2019 [ISBN: 978-3-86859-525-3].
Kaiser, Hella: Die alte Pracht der Oranienstraße. Vom Geschäftshaus zum Hotel: Wolfgang Schäche und David Pessier über das "Orania.Berlin", in: Der Tagesspiegel, 12.04.2020, S. 18 (Berlinalien)
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