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Kategorie
Adresse

Axel-Springer-Straße 50 (Hinterhof)
10969 Berlin
Deutschland

Früherer Straßenname
Lindenstraße 48-50 (Hinterhof)
Koordinate
52.508460393692, 13.400467691651

Die liberale Gemeindesynagoge in der Lindenstraße 48-50 wurde ab 1890 nach Entwürfen des Berliner Architekturbüros Cremer & Wolffenstein errichtet. 1891 wurde sie fertiggestellt und am 27. September des gleichen Jahres eingeweiht. Die Synagoge lag im Hinterhof. Im Vorderhaus befanden sich die Rabbinerwohnung, verschiedene Büros jüdischer Organisationen sowie eine Religionsschule. Von der Straße aus war nur ein Teil der Fassade der Synagoge sichtbar. Wie für die Berliner Synagogenarchitektur Ende des 19. Jahrhunderts typisch, vereinte sie romanische und spätgotische Formen. Der Synagogenraum war ein überkuppelter Zentralbau (Eisenkonstruktion) mit ungewöhnlicher Farbgestaltung und einer Chorempore samt Walcker-Orgel. Im Novemberpogrom 1938 wurde der Innenraum der Synagoge teilweise zerstört, das Gebäude selbst blieb jedoch weitgehend erhalten und wurde weiter für die Hohen Feiertage genutzt. Im Oktober 1939 wurde die Synagoge schließlich von den NS-Behörden beschlagnahmt und als Getreidelager zweckentfremdet. Beim massiven Bombenangriff der US Air Force auf Kreuzberg am 3. Februar 1945 wurden sowohl das Synagogengebäude als auch das Vorderhaus zerstört. Im Juni 1956 erwarb schließlich das Land Berlin (West) das Grundstück und ließ die Kriegsruine abreißen. Nach Bau der Berliner Mauer 1961 lag das Areal unmittelbar an der amerikanischen Sektorengrenze, auf der Kreuzberger Straßenseite, und war nur über den Gehweg zugänglich. 1988 wurde eine erste Hinweistafel angebracht. 1994 erwarb schließlich die BARMER Ersatzkasse das Grundstück und errichtete - rund um ihr historisches Gebäude (Lindenstraße 44-47) - einen modernen Verwaltungstrakt. An den ehemaligen Standort der Synagoge (Lindenstraße 48-50) erinnert heute die Gedenkstätte "Page / Seite" nach Entwürfen von Zvi Hecker, Micha Ullman und Eyal Weizman. Sie ist einer privaten Wettbewerbsinitiative der BARMER Ersatzkasse von 1995 zu verdanken und spiegelt seit 1997 die Erinnerungen an den Ort und seine Geschichte.

Ereignisse
Beschreibung
erste Planungen zum Bau einer Synagoge in der Lindenstraße (Entwurf: Johann Höniger)
Datum Von
1887-01-01
Datum bis
1887-12-31
Datierung
1887
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Grundstück Lindenstraße 48-50 im Eigentum der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
Ereignis
Datum Von
1888-04-01
Datum bis
1888-04-30
Datierung
April 1888
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Wettbewerbsausschreibung für Mitglieder des Architekten-Vereins zu Berlin (Vorgabe: liberaler Ritus)
Datum Von
1888-07-01
Datum bis
1888-07-31
Datierung
Juli 1888
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Hinterhof-Synagoge mit vorgelagertem Gemeindehaus & Religionsschule (Entwurf: Cremer & Wolffenstein)
Ereignis
Datum Von
1890-01-01
Datum bis
91-01-01
Datierung
1890-91
Beschreibung
liberale Gemeindesynagoge Lindenstraße (mit Orgel & Chor)
Ereignis
Datum Von
1891-09-27
Datum bis
1891-09-27
Datierung
27.09.1891
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Gemeinderabbiner Dr. Louis Blumenthal (1866-1942)
Datum Von
1900-01-01
Datum bis
35-01-01
Datierung
1900-35
Beschreibung
Oberkantor Manfred Lewandowski (1895-1970)
Datum Von
1928-01-01
Datum bis
38-01-01
Datierung
1928-38
Beschreibung
Erwerb des Nachbargrundstücks Lindenstraße 44-47 durch die BARMER Ersatzkasse
Datum Von
1932-01-01
Datum bis
1932-12-31
Datierung
1932
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
vermehrt Nutzung der Synagoge für Konzerte des Jüdischen Kulturbundes (Sitz: Charlottenstraße)
Datum Von
1933-01-01
Datum bis
2021-06-07
Datierung
ab 1933
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Pogromnacht: Innenraum zerstört, jedoch kein Feuer gelegt, weiterhin Nutzung zu Hohen Feiertagen
Ereignis
Datum Von
1938-11-09
Datum bis
1938-11-09
Datierung
09.11.1938
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Synagoge durch NS-Behörden beschlagnahmt, zwangsweise Umwandlung in Getreidespeicher
Ereignis
Datum Von
1939-10-01
Datum bis
1939-10-31
Datierung
Oktober 1939
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
weiterhin Nutzung der Schulräume im Vorderhaus
Ereignis
Datum Von
-0500-01-01
Datum bis
1941-12-31
Datierung
vor 1942
Beschreibung
Eintragung des Deutschen Reiches (Polizeiverwaltung) als Eigentümer im Grundbuch (ohne Kaufvertrag?)
Datum Von
1943-05-01
Datum bis
1943-05-31
Datierung
Mai 1943
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Luftangriff der US Air Force: Zerstörung von Synagoge und Gemeindehaus
Datum Von
1945-02-03
Datum bis
1945-02-03
Datierung
03.02.1945
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Erwerb des Grundstücks durch das Land Berlin, Abbruch der Kriegsruine (Synagoge und Gemeindehaus)
Ereignis
Datum Von
1956-06-01
Datum bis
1956-06-30
Datierung
Juni 1956
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Bau der Berliner Mauer, Grundstück unmittelbar daneben, kein Hinweis auf Geschichte des Ortes
Datum Von
1961-08-13
Datum bis
1961-08-13
Datierung
13.08.1961
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
straßenseitig Hinweistafel des Bezirksamtes Kreuzberg (mit Fotos & Texten zur Geschichte des Ortes)
Ereignis
Datum Von
1988-01-01
Datum bis
1988-12-31
Datierung
1988
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Erwerb des Grundstücks durch BARMER Ersatzkasse, Errichtung eines neuen Verwaltungsgebäudes
Datum Von
1994-01-01
Datum bis
96-01-01
Datierung
1994-96
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
private Auslobung eines Gedenkort-Wettbewerbes der BARMER Ersatzkasse
Datum Von
1995-01-01
Datum bis
1995-12-31
Datierung
1995
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Einweihung Gedenkort “Page / Blatt” im Innenhof (Entwurf: Zvi Hecker, Micha Ullman, Eyal Weizman)
Ereignis
Datum Von
1997-01-01
Datum bis
1997-12-31
Datierung
1997
Epoche universalgeschichtlich
Medien
Gedenkstätte "Page / Blatt"
Aufnahmedatum
11.08.2021
Fotografiert von
Linda Schwarz
Studi10
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
privat
Breite
4160
Höhe
3120
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Gedenkstätte "Page / Blatt"
Mimetype
image/jpeg
Gedenkstätte "Page / Blatt"
Aufnahmedatum
11.08.2021
Fotografiert von
Florentina s.m
Studi10
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
privat
Breite
3120
Höhe
4160
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Bänke
Mimetype
image/jpeg
Das Verwaltungsgebäude der BARMER in der Axel-Springer-Straße 50
Aufnahmedatum
11.08.2021
Fotografiert von
Eren Jeager
Studi10
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
privat
Breite
3120
Höhe
4160
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Neubau vor der Gedenkstätte
Mimetype
image/jpeg
Literatur
Synagoge in der Lindenstrasse zu Berlin, erbaut von Cremer & Wolffenstein, Berlin: Ernst Wasmuth Verlag, 1893 [9 Blatt, nur Illustrationen].
Synagogen in Berlin. Zur Geschichte einer zerstörten Architektur [Katalog zur gleichnamigen Ausstellung], hrsg. Berlin Museum, Berlin 1983, Teil 1, S. 104-119; Teil 2, S. 94-96 (mit Abb. 87 und 88).
Wegweiser durch das jüdische Berlin. Geschichte und Gegenwart, Berlin 1987, S. 118-119.
Juden in Kreuzberg. Fundstücke… Fragmente… Erinnerungen… [Katalog zur gleichnamigen Ausstellung], hrsg. Berliner Geschichtswerkstatt e. V., Berlin 1991, S. 351-362.
Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Berlin 1992, S. 146.
Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band II: Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, hrsg. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1999, S. 77-78.
Endlich, Stefanie / Lutz, Thomas: Gedenken und Lernen an historischen Orten. Ein Wegweiser zu Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin [3. Auflage], hrsg. Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin, Berlin 1999, S. 116.
Eckhardt, Ulrich / Nachama, Andreas: Jüdische Orte in Berlin, Berlin 2005, S. 105-106 (Nr. 131).
Heesch, Johannes / Braun, Ulrike: Orte erinnern. Spuren des NS-Terrors in Berlin. Ein Wegweiser [2. Auflage], hrsg. Günter Braun, Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung, 2006, S. 208-212.
Gauding, Daniela: Die Synagoge Lindenstraße, Berlin 2013 (= Jüdische Miniaturen; 135).
Sandvoß, Hans-Rainer: Widerstand in Kreuzberg, hrsg. Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 1996 (= Reihe Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945; 10), S. 168 und 246.
Redaktionell überprüft
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