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Kategorie
Adresse

Kommandantenstraße 57
10969 Berlin
Deutschland

Koordinate
52.5069504, 13.4057503

Mit dem 1906 errichteten Neubau des Theaters in der Kommandantenstr. 57 verwirklichten die Komiker und Schauspieler Anton und Donat (geb. David) Herrnfeld ihre Vorstellungen von einem eigenen Theater. Die Stücke zu bürgerlichen Themen von Moral und Ehre in jüdischen Familien schrieb Donat ihnen auf den Leib. Zum Erfolg des Theaters trug auch sein familiärer Charakter bei. Dieser bestand im Umgang mit dem Publikum, aber auch in der betrieblichen Struktur. Die Ehefrauen saßen an der Kasse, Schwestern und Kinder spielten ebenfalls auf der Bühne, die Mutter kochte in der Theaterküche. Der Erste Weltkrieg stellte eine Zäsur für das Theater der Gebrüder dar und ihre neuen Stücke waren nicht mehr so erfolgreich. 1916 verstarb Donat Herrnfeld. 1921 hatte Anton das Theater verkauft.

Die Bühne im Hinterhof der Kommandantenstr. 57 wurde seither stetig weiter genutzt. Im Oktober 1935 zog das Theater des Kulturbundes ein. Der Kulturbund Deutscher Juden wurde 1933 als Reaktion auf die Entlassung jüdischer Künstler*innen aus staatlichen Kultureinrichtungen gegründet. Auch Monica Herrnfeld, die Tochter von Donat, trat als Variétékünstlerin für den Kulturbund auf.

Die Geschichte der Kulturbünde ist eine Geschichte der Selbstbehauptung und des Widerstandes: Trotz zahlreicher Auflagen sowie Flucht und Vertreibung der Mitglieder, wurde die Bühne bespielt. Dem Novemberpogrom 1938 folgte ein Verbot der Kulturbundbühnen in Deutschland. Nur der Berliner Kulturbund konnte auf Befehl des Reichspropagandaministeriums weiter Aufführungen veranstalten, denn er diente den nationalsozialistischen Behörden zur Überwachung sowie zur Verschleierung der Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung.

1941 wurde der Kulturbund definitiv verboten. Einige seiner Mitarbeitenden überlebten im Untergrund oder waren zuvor geflohen; so auch Monica Herrnfeld. Andere wurden verhaftet, viele davon ermordet. Das Theater wurde 1944 im Krieg beschädigt; die Überreste 1953 gesprengt. Heute befindet sich hier ein Wohnhaus.

Ereignisse
Beschreibung
Neubau "Gebrüder-Herrnfeld-Theater"
Ereignis
Datum Von
1906-01-01
Datum bis
1906-12-31
Datierung
1906
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
an die "Monopol-Theater-AG"
Ereignis
Datum Von
1920-01-01
Datum bis
21-01-01
Datierung
1920-21
Beschreibung
unterschiedlichste Gruppen traten in der Kommandantenstraße auf
Datum Von
1921-01-01
Datum bis
32-01-01
Datierung
1921-32
Beschreibung
Leerstand und Verfall der Bühne
Ereignis
Datum Von
1932-01-01
Datum bis
1932-12-31
Datierung
1932
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Nutzung als Theater des Jüdischen Kulturbundes
Ereignis
Datum Von
1935-01-01
Datum bis
1935-12-31
Datierung
1935
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Jüdischer Kulturbund wird von nationalsozialistischen Behörden aufgelöst
Ereignis
Datum Von
1941-01-01
Datum bis
1941-12-31
Datierung
1941
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
durch Luftangriffe
Datum Von
1944-01-01
Datum bis
1944-12-31
Datierung
1944
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Sprengung der Reste
Ereignis
Datum Von
1953-01-01
Datum bis
1953-12-31
Datierung
1953
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Gedenktafel
Ereignis
Datum Von
1990-01-01
Datum bis
1990-12-31
Datierung
1990
Epoche universalgeschichtlich
Medien
Brüder Herrnfeld
Aufnahmedatum
ca. 1900
Fotografiert von
unbekannt
Rachmann
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Credit: Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Monica Herrnfeld Oppenheim
Breite
2714
Höhe
2320
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Bereits im Jahr 1886 traten die aus Ungarn stammenden Brüder Herrnfeld in Deutschland auf. 1897 gründeten sie das “Gebrüder Herrnfeld’s Budapester Theater” am Alexanderplatz und betrieben es bis zu ihrem Umzug in die Kommandantenstr. 57. In der Garderobe des Theaters am Alexanderplatz entstand das obige Bild von Donat (links) und Anton (rechts).
Mimetype
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Aufnahme aus einer Inszenierung
Aufnahmedatum
ca. 1896-1916
Fotografiert von
unbekannt
Rachmann
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Credit: Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Monica Herrnfeld Oppenheim
Breite
2292
Höhe
2719
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Die Brüder Donat (1867-1916) und Anton Herrnfeld (1866-1929) leiteten das Theater, verfassten zahlreiche Stücke und spielten die Hauptrollen größtenteils selbst. Ihr Erfolg basierte auf ihren schauspielerischen Leistungen, die von spezifischen Dialekten und starker Gestik lebten. Das Foto zeigt beide auf der Bühne.
Mimetype
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Die beiden Bindelbands
Aufnahmedatum
1908
Fotografiert von
unbekannt
Rachmann
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Credit: Jüdisches Museum Berlin
Breite
1741
Höhe
1166
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Zu sehen ist eine Bildpostkarte aus dem Jahr 1908 in Berlin vom “Gebrüder Herrnfeld-Theater” mit der Komödie "Die beiden Bindelbands". Beide Brüder haben das Theaterstück inszeniert und spielen selber unter anderem die Hauptrollen. Neben einem begeisterten Publikum aus jüdischer wie nicht-jüdischer Stammkundschaft, gab es auch Kritiker*innen, die ihnen vorwarfen, durch das Karikieren jüdischer Charaktere antisemitische Tendenzen zu befeuern. Andererseits wurde ihren Stücken Integrationskraft zugesprochen, da jüdische und nicht-jüdische Charaktere gleichbehandelt wurden und das nicht-jüdische Publikum etwas über den jüdischen Alltag lernen konnte.
Mimetype
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Der Schlemihl
Aufnahmedatum
ca. 1896-1916
Fotografiert von
unbekannt
Rachmann
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Credit: Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Monica Herrnfeld Oppenheim
Breite
2897
Höhe
3571
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Auf diesem Scan ist "Der Schlemihl", ein Lustspiel in drei Akten von den Herrnfeld Brüdernin Berlin aus den Jahren ca. 1896-1916, zu sehen. Der Ausdruck “Schlemihl” bezeichnet in ostjüdischer Kultur einen Pechvogel, Schlitzohr oder Narren. In den Stücken wurde kein Jiddisch gesprochen. Der Eindruck des Jiddischen wurde durch Umstellen der Satzstruktur und Einwerfen einzelner jiddischer Wörter erzeugt, die bereits in den Berliner Lokaljargon eingegangen waren und somit auch vom nicht-jüdischen Publikum verstanden wurden.
Mimetype
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Kulturbundbühne
Aufnahmedatum
März 1937
Fotografiert von
unbekannt
Rachmann
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Credit: Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Monica Herrnfeld Oppenheim
Breite
1966
Höhe
2850
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Das monatlich erscheinende Programm (hier: März 1937) des Theaters des Jüdischen Kulturbunds zeigt auf dem Titelblatt das Gebäude in der Kommandantenstraße 57 sowie das Emblem des Kulturbundes, den Davidstern und eine Fackel als Zeichen des Widerstands. Oben rechts befindet sich in rot eine Werbung des Umzugsunternehmen Silberstein, welches speziell für Jüdinnen und Juden Auswanderungstransporte anbot.
Mimetype
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Mitgliedsausweis
Aufnahmedatum
Oktober 1938 - September 1939
Fotografiert von
unbekannt
Rachmann
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Credit: Jüdisches Museum Berlin
Breite
4016
Höhe
5906
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Nach der Gründung des Kulturbunds Deutscher Juden 1933 in Berlin wurde die Kulturbundidee in vielen weiteren Städten umgesetzt. Ab 1935 organisierten sich die 36 Bünde in einem Reichsverband. Obiger Mitgliedsausweis für den Reichsverband der Jüdischen Kulturbünde in Berlin gehörte Werner Wolf (1921-2015) und galt von 1938–1939.
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Mitgliedsausweis Innenseite
Aufnahmedatum
Oktober 1938 - September 1939
Fotografiert von
unbekannt
Rachmann
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Credit: Jüdisches Museum Berlin
Breite
6449
Höhe
5047
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Der Ausweis belegt auch die soziale Isolation und die von den NS-Behörden intendierte Kontrolle der jüdischen Bevölkerung. Sowohl Gäste als auch Mitwirkende der Kulturbundbühne mussten jüdisch sein und einen entsprechenden Ausweis vorlegen können.
Mimetype
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Poster
Aufnahmedatum
23. September 1943
Fotografiert von
unbekannt
Rachmann
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Credit: Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Monica Herrnfeld Oppenheim
Breite
4504
Höhe
6421
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Plakat vom 23.09.1943 zu dem Stück “Gemischtes Gemüse” in Schanghai von und mit Monica Herrnfeld. Monika Herrnfeld, die Tochter von Donat Herrnfeld, lebte von 1913-1980. 1939 floh Monika Herrnfeld nach Schanghai, wo sie weiterhin am Theater tätig war.
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Gedenktafel
Aufnahmedatum
Juli 2021
Fotografiert von
Lena Fries
ggf. Urheber / Künstler
Credit: Susanne Ahner
Rachmann
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Private Aufnahme
Breite
324
Höhe
430
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Im Rahmen des Kreuzberger Antifaschistischen Gedenktafelprogramms wurde 1990 ein Kunstwerk errichtet, welches der Selbsthilfeorganisation in der Kommandantenstraße 57 gedenkt. Die Inschrift lautet: “Hier befand sich 1935 - 1941 das Theater des Jüdischen Kulturbundes. Gezwungen durch das Berufsverbot, gründeten Juden in Deutschland diese Selbsthilfeorganisation mit eigenen Orchestern und Ensembles für Oper und Operette, Schauspiel und Konzert. Die Nazi-Behörden mißbrauchten den Kulturbund zur Überwachung der jüdischen Künstler und ihres Publikums, das nur aus Juden bestehen durfte. 1941 wurde der Kulturbund verboten. Fast alle, die hier arbeiteten, wurden in Konzentrationslagern ermordet.”
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Werbemarke - Donat Herrnfeld
Werbemarke - Donat Herrnfeld - Was sagen Sie zu Leibusch
Aufnahmedatum
1900-1915
Fotografiert von
Peter Karl Müller, Kirchheim am Ries
PKM
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Eigene Sammlung
Breite
1086
Höhe
1341
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Werbemarke - Donat Herrnfeld - Was sagen Sie zu Leibusch
Werbemarke - Anton Herrnfeld
Werbemarke - Anton Herrnfeld - Was sagen Sie zu Leibusch
Aufnahmedatum
1900-1915
Fotografiert von
Peter Karl Müller, Kirchheim am Ries
PKM
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Eigene Sammlung
Breite
1085
Höhe
1367
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Werbemarke - Anton Herrnfeld - Was sagen Sie zu Leibusch
Literatur
Akademie der Künste, Geschlossene Vorstellung. Der Jüdische Kulturbund in Deutschland 1933–1941, Berlin 1992.
Freeden, Herbert, Jüdisches Theater in Nazideutschland, Frankfurt am Main/Berlin 1985.
Otte, Marline, Eine Welt für sich? Bürger im Jargontheater 1890-1920, in: Gotzmann, Andreas et al. (Hrsg.), Juden, Bürger, Deutsche. Zur Geschichte von Vielfalt und Differenz 1800–1933, Tübingen 2001.
Riss, Heidelore, Ansätze zu einer Geschichte des jüdischen Theaters in Berlin 1889-1936, Frankfurt am Main 2000.
Sprengel, Peter, Populäres jüdisches Theater in Berlin von 1877 bis 1933, Berlin 1997.
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Leichte Sprache
An
Ereignisse LS
Beschreibung
: Das Theater mit dem Namen Gebrüder-Herrnfeld-Theater wird gegründet.
Ereignis
Datum Von
1906-01-01
Datum bis
1906-12-31
Datierung
1906
Beschreibung
an die Monopol-Theater-AG.
Ereignis
Datum Von
1920-01-01
Datum bis
21-01-01
Datierung
1920-21
Beschreibung
: Unterschiedlichste Gruppen treten in der Kommandanten-Straße auf.
Datum Von
1921-01-01
Datum bis
32-01-01
Datierung
1921-32
Beschreibung
: Die Bühne steht leer und verfällt.
Ereignis
Datum Von
1932-01-01
Datum bis
1932-12-31
Datierung
1932
Beschreibung
: Das Theater wird vom Jüdischen Kultur-Bund genutzt.
Ereignis
Datum Von
1935-01-01
Datum bis
1935-12-31
Datierung
1935
Beschreibung
: Der Jüdische Kultur-Bund wird von den Nazis aufgelöst.
Ereignis
Datum Von
1941-01-01
Datum bis
1941-12-31
Datierung
1941
Beschreibung
durch Luft-Angriffe
Ereignis
Datum Von
1944-01-01
Datum bis
1944-12-31
Datierung
1944
Beschreibung
: Die Reste werden gesprengt.
Ereignis
Datum Von
1953-01-01
Datum bis
1953-12-31
Datierung
1953
Beschreibung
: Gedenk-Tafel
Ereignis
Datum Von
1990-01-01
Datum bis
1990-12-31
Datierung
1990