Olga Stern-Haus

Complete profile
100
Kategorie
Adresse

Koenigsallee 11a
14193 Berlin
Deutschland

Koordinate
52.4924446, 13.2805465

Isidor Stern verwirklichte die Idee seiner verstorbenen Frau Olga von einem behaglichen und erfreulichen Heim für Menschen aus dem Mittelstand. In Andenken an Olga entstand im Frühjahr 1930 das Olga Stern-Haus als ein Altenheim für jüdische Menschen über 60 Jahren. Das Haus lag in einer schönen Umgebung und hatte großzügig ausgestattete Zimmer. Es gab ein Musikzimmer mit Klavier und einen großen Garten. Dort kamen die Bewohner*innen zu gemeinsamen Treffen zusammen. Durch die Nähe zur Natur und durch geistig anregende Beschäftigung, z.B. hatten alle Bewohner*innen Opernabonnements, sollte das Olga Stern-Haus Anlass zur Lebensfreude bieten. Geistiger Austausch unter den Bewohnern*innen und die Beschäftigung mit Kunst, Literatur und Musik sollten gegen jede Form der Trivialität stehen.


Die Werte und Leitbilder des Hauses werden in den Memoiren Isidors und in den Reden der Gäste der offiziellen Eröffnung im Oktober 1930 deutlich. Isidor und seine Tochter Charlotte erinnerten an Olga und betonten Olgas freie Gedanken, ihre Wärme und ihren Humor. Ihr sei der jüdische Witz und das jüdische Herz zu eigen gewesen. In ihrer geistigen Lebendigkeit, in ihrem Familiensinn und diesseitigem Realismus sowie ihrem bewussten Nichtheroismus sei ihre jüdische Identität besonders hervorgetreten. Von diesen Werten sollte auch das Zusammenleben im Haus geprägt sein und sich zu einer „Lebensgemeinschaft“ entwickeln, wie der Rabbiner Leo Baeck in einer Rede unterstrich.


Leider war die Gemeinde des Olga Stern-Hauses nicht von langer Dauer. Mit der NS-Herrschaft wurde dem Jüdischen Frauenbund das Betreten des Hauses verboten. Die Bewohner*innen mussten ihr Heim verlassen und wurden ins Jüdische Krankenhaus in der Iranischen Straße gebracht, von wo viele nach Theresienstadt deportiert und ermordet wurden. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg ausgebombt.


Die Erinnerung an die Gemütlichkeit und an die vornehme und großzügige Führung des Olga Stern-Hauses soll mit diesem Beitrag wachgehalten werden.

Ereignisse
Beschreibung
nach dem Tod Olga Sterns wurde ihr Wunsch erfüllt. Der Jüdische Frauenbund fand ein geeignetes Haus.
Ereignis
Datum Von
1928-01-01
Datum bis
1928-12-31
Datierung
1928
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
im Frühjahr zogen die ersten Bewohner*innen in ihr neues Zuhause ein.
Ereignis
Datum Von
1930-01-01
Datum bis
1930-12-31
Datierung
1930
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
im Oktober wurden feierliche Reden gehalten, z.B. von dem Rabbiner Leo Baeck.
Ereignis
Datum Von
1930-01-01
Datum bis
1930-12-31
Datierung
1930
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
dem Jüdischen Frauenbund wurde der Zutritt verboten und die Bewohner mussten das Haus verlassen.
Ereignis
Datum Von
1938-01-01
Datum bis
1938-12-31
Datierung
1938
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
das Gebäude wurde ausgebombt.
Datum Von
1945-01-01
Datum bis
1945-12-31
Datierung
1945
Epoche universalgeschichtlich
Medien
Olga Stern-Haus
Frontansicht des Gebäudes eingerahmt von zwei Laubbäumen.
Aufnahmedatum
ca. 1937
Fotografiert von
unbekannt
ggf. Urheber / Künstler
Dortothee Troplowitz (Besitzerin des Fotoalbums)
Tobias FU
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
LBI AR 1270
ggf. URL
https://archives.cjh.org/repositories/5/resources/17320
Breite
598
Höhe
774
Lizenz
unter Vorbehalt
Beschreibung
Das Haus lag im Grünen direkt am Halensee und hatte einen großen Garten. Es besaß einen wohltuenden privaten Charakter. Gleichzeitig war der urbane Berliner "Neue Westen", mit seinen vielfältigen kulturellen Angeboten, mit Auto oder mit Bus in 20 bis 30 Minuten gut zu erreichen.
Mimetype
image/png
Mittagsschlaf im Gemeinschaftsraum
Auf einem Stuhl an einem großen Fenster mit Blick ins Grüne sitzt bequem eine Bewohnerin.
Aufnahmedatum
ca. 1937
Fotografiert von
unbekannt
ggf. Urheber / Künstler
Dortothee Troplowitz (Besitzerin des Fotoalbums)
Tobias FU
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
LBI AR 1270
ggf. URL
https://archives.cjh.org/repositories/5/resources/17320
Breite
389
Höhe
521
Lizenz
unter Vorbehalt
Beschreibung
Die Räumlichkeiten waren bequem und gut ausgestattet. In jedem Zimmer gab es fließendes kaltes und warmes Wasser. Außerdem standen Radios mit Kopfhörern zur Verfügung. Neben mehreren Gemeinschaftsräumen gab es auch ein Musikzimmer mit zwei großen Flügeln, das dem gemeinsamen Musizieren diente. Das wäre wohl besonders in Olga Sterns Sinne gewesen, da ihr die Musik als kultureller und sozialer Wert besonders am Herzen lag. Das Wohnen im Olga Stern-Haus entsprach der Forderung von Vertretern des "Neuen Bauens", dass jedem Bewohner ausreichend "Luft, Licht und Sonne" in seiner Wohnung gewährt werden sollte. Einige Zimmer hatten einen Wintergarten, andere lagen an einer gedeckten Terrasse. Es gab viele Möglichkeiten sich zu entspannen und seinen Gedanken nachzugehen.
Mimetype
image/png
Die Bewohner*innen gemeinsam im Garten
Fünf Bewohnerinnen sitzen gemeinsam am Gartentisch.
Aufnahmedatum
ca. 1937
Fotografiert von
unbekannt
ggf. Urheber / Künstler
Dortothee Troplowitz (Besitzerin des Fotoalbums)
Tobias FU
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
LBI AR 1270
ggf. URL
https://archives.cjh.org/repositories/5/resources/17320
Breite
1107
Höhe
773
Lizenz
unter Vorbehalt
Beschreibung
Zunächst bewohnten 27 Frauen und 3 Männer das Olga Stern-Haus. Die Zahl der Bewohner*innen wurde aber bald erweitert. Sie wurden von Isidor Stern mit seiner Tochter Charlotte und ihrem Mann, dem Arzt Willy Levinger sowie von Vertreterinnen des Berliner jüdischen Frauenbundes, Margarete Jacoby, Hertha Falkenberg und Hanna Guttmann, ausgewählt. Regelmäßige Treffen im Garten gehörten zum Leben im Olga Stern Haus dazu. Das Olga Stern-Haus wurde zu einem lebendigen Ort. Der Berliner jüdische Frauenbund tagte dort und neben den Bewohner*innen und dem Personal verkehrten auch Freund*innen des Olga Stern-Hauses dort. Margarete Jacoby sprach von 80-90 Personen, die im Olga Stern-Haus wohnten oder sich für die Olga Stern-Gemeinschaft engagierten.
Mimetype
image/png
Oberin und Personal
Acht Frauen in Arbeitskleidung stehen mit einem Mädchen zusammen im Garten.
Aufnahmedatum
ca. 1937
Fotografiert von
unbekannt
ggf. Urheber / Künstler
Dortothee Troplowitz (Besitzerin des Fotoalbums)
Tobias FU
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
LBI AR 1270
ggf. URL
https://archives.cjh.org/repositories/5/resources/17320
Breite
941
Höhe
735
Lizenz
unter Vorbehalt
Beschreibung
Es fehlt nicht an Fürsorge für die Bewohner*innen. Das freundliche Personal des Olga Stern-Haus war ebenso ein Teil der Gemeinschaft und unterstützte die Bewohner*innen in allen Lebenslagen. Die Bewohner*innen betonten das gute Verhältnis zu den Angestellten, als ein vertrauensvolles und freundschaftliches Verhältnis.
Mimetype
image/png
Oberin
Die Oberin steht allein vor Bäumen.
Aufnahmedatum
ca. 1937
Fotografiert von
unbekannt
ggf. Urheber / Künstler
Dortothee Troplowitz (Besitzerin des Fotoalbums)
Tobias FU
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
LBI AR 1270
ggf. URL
https://archives.cjh.org/repositories/5/resources/17320
Breite
807
Höhe
725
Lizenz
unter Vorbehalt
Beschreibung
Die Oberin aus dem jüdischen Frauenbund stand dem Personal vor.
Mimetype
image/png
Klara, Mamsell und Lore. Zwischen den Bewohnerinnen entstanden Freundschaften
Zwei Fotos. Auf dem ersten sind zwei Frauen namens Mamsel und Lore neben Sträuchern zu sehen. Eine sitzt im Stuhl, die andere steht dahinter. Auf dem zweiten steht eine Frau namens Klara im Gemüsegarten vor einem Haus.
Aufnahmedatum
ca. 1937
Fotografiert von
unbekannt
ggf. Urheber / Künstler
Dortothee Troplowitz (Besitzerin des Fotoalbums)
Tobias FU
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
LBI AR 1270
ggf. URL
https://archives.cjh.org/repositories/5/resources/17320
Breite
863
Höhe
713
Lizenz
unter Vorbehalt
Beschreibung
Die Nähe zwischen den Bewohnern*innen und die Nähe zur Natur durch die Lage unmittelbar am See gaben dem Olga Stern-Haus, zusammen mit einer großzügigen Gartenanlage, eine einmalige Atmosphäre und machten es zu einem attraktiven Alterswohnsitz. Der soziale Zusammenhalt war den Bewohnern*innen besonders wichtig. Auch die gemeinsame Arbeit im Gemüsebeet war ein wichtiger Teil des Lebens im Olga Stern-Haus.
Mimetype
image/png
In der Küche wurde gemeinsam gekocht
Zwei Frauen stehen gemeinsam hinter einer Küchenzeile.
Aufnahmedatum
ca. 1937
Fotografiert von
unbekannt
ggf. Urheber / Künstler
Dortothee Troplowitz (Besitzerin des Fotoalbums)
Tobias FU
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
LBI AR 1270
ggf. URL
https://archives.cjh.org/repositories/5/resources/17320
Breite
852
Höhe
781
Lizenz
unter Vorbehalt
Beschreibung
Wie in einer Familie spielten gemeinsame Mahlzeiten auch in der Gemeinschaft des Olga Stern-Hauses eine besondere soziale Rolle. Eine gesunde Ernährung war selbstverständlich. Gemüse stammte häufig aus dem eigenen Garten. Die Küche war bestens ausgestattet. Besonders der moderne Herd erleichterte die Zubereitung von einfachen aber köstlichen Mahlzeiten.
Mimetype
image/png
Der Garten - Ein Ort der Gemeinschaft und der Kontemplation
Vier Bewohnerinnen sitzen zusammen zwischen den Bäumen.
Aufnahmedatum
ca. 1937
Fotografiert von
unbekannt
ggf. Urheber / Künstler
Dortothee Troplowitz (Besitzerin des Fotoalbums)
Tobias FU
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
LBI AR 1270
ggf. URL
https://archives.cjh.org/repositories/5/resources/17320
Breite
841
Höhe
721
Lizenz
unter Vorbehalt
Beschreibung
Der Garten des Hauses bot in der Großstadt ländliches, naturnahes Flair.
Mimetype
image/png
Arbeitszeugnis I
Der erste Teil eines Arbeitszeugnisses für eine junge Hauswirtschaftsschülerin, die 1939 im Olga Stern-Haus tätig war.
Aufnahmedatum
1. Juli 1939
Studi5
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Archiv des Jüdischen Museums Berlin: Schenkung der Familie Juretschke (Inventarnummer: 2020/112/78)
Breite
1924
Höhe
1366
Lizenz
unter Vorbehalt
Beschreibung
Der jungen Schöneberger Hauswirtschaftsschülerin Ruth Tarnovski wurde am 1. Juli 1939 nach ihrer Beschäftigung im Olga Stern-Haus von der Krankenschwester Gertrud Seidler dieses Arbeitszeugnis ausgestellt.
Mimetype
image/jpeg
Arbeitszeugnis II
Der zweite Teil eines Arbeitszeugnisses für eine junge Hauswirtschaftsschülerin, die 1939 im Olga Stern-Haus tätig war.
Aufnahmedatum
1. Juli 1939
Studi5
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Archiv des Jüdischen Museums Berlin: Schenkung der Familie Juretschke (Inventarnummer: 2020/112/78)
Breite
1882
Höhe
1363
Lizenz
unter Vorbehalt
Beschreibung
Sie wird darin als "fleissig, hilfsbereit, gewandt u. lernbegierig" gelobt.
Mimetype
image/jpeg
Literatur
Manuscripts and typescript transcriptions of speeches about the Olga Stern Haus, undated, 1961, in: LBI Charlotte Levinger Collection (AR 1270).
Stern, Isidor, Lebenserinnerungen, 1941. LBI Memoir Collection (ME 867).
Levinger, Charlotte, Aus der Jugendzeit, 1959. LBI Memoir Collection (ME 382).
Dämmig, Lara, Kampf um Gleichberechtigung: Der Jüdische Frauenbund. 1904 - 2004 - Hundert Jahre jüdischer Frauenbund, 2004 (hagalil.com).
Redaktionell überprüft
Aus

Neuen Kommentar hinzufügen

Das Sprachkürzel des Kommentars.
Leichte Sprache
An
Ereignisse LS
Beschreibung
: Nach dem Tod von Olga Stern wird ihr Wunsch erfüllt: Der Jüdische Frauen-Bund findet ein passendes Haus.
Ereignis
Datum Von
1928-01-01
Datum bis
1928-12-31
Datierung
1928
Beschreibung
: Im Früh-Jahr ziehen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner in ihr neues Zuhause ein.
Ereignis
Datum Von
1930-01-01
Datum bis
1930-12-31
Datierung
1930
Beschreibung
: Im Oktober werden feierliche Reden gehalten.
Ereignis
Datum Von
1930-01-01
Datum bis
1930-12-31
Datierung
1930
Beschreibung
Zum Beispiel von dem Rabbiner Leo Baeck.
Datum Von
1930-01-01
Datum bis
1930-12-31
Datierung
-
Beschreibung
: Der Jüdische Frauen-Bund darf das Haus nicht mehr betreten.
Ereignis
Datum Von
1938-01-01
Datum bis
1938-12-31
Datierung
1938
Beschreibung
Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen das Haus verlassen.
Datum Von
1938-01-01
Datum bis
1938-12-31
Datierung
-
Beschreibung
: Das Haus wird bombardiert und dabei zerstört.
Ereignis
Datum Von
1945-01-01
Datum bis
1945-12-31
Datierung
1945