Bürglestraße 19
78262 Gailingen am Hochrhein
Deutschland
Die mit Schutzbrief von 1657 aufgenommenen sechs jüdischen Familien konnten wenige Jahre nach ihrer Aufnahme einen Friedhof unterhalb des "Bürglischlosses" (Genterweg) anlegen. Der Friedhof wurde alsbald der zentrale jüdische Friedhof für die im Hegau lebenden jüdischen Familien. So wurden auf ihm auch die verstorbenen Juden aus Randegg (bis 1746), Wangen (bis 1826) und Worblingen (bis 1857/58) sowie teilweise aus Donaueschingen und anderen Orten beigesetzt. Das Friedhofsgrundstück gehörte der Ortsherrschaft. Bis 1830 hatte die jüdische Gemeinde dem Gailinger Grundherrn ein jährliches "Begräbnisgeld" in Höhe von vier Gulden zu bezahlen. Im 19. Jahrhundert kam der Friedhof in das Eigentum der jüdischen Gemeinde.
Der Friedhof wurde in der Folgezeit mehrfach erweitert (erstmals 1765) und umfasste schließlich eine Fläche von 157,74 a. Die Instandhaltung des Friedhofes und die Bestattung der Toten wurde von Mitgliedern der 1676 gegründeten Beerdigungsbruderschaft (Chewra Kadischa) besorgt.
Auf dem Friedhof befindet sich heute noch die Friedhofshalle (Taharahäuschen) mit den an der Außenwand angebrachten, 1938 aus der Synagoge geretteten Gedenktafeln für die 16 jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs und eine 1948 eingerichtete Gedenkstätte für die durch die Deportationen umgekommenen Juden aus Gailingen. Die beiden Gedenktafeln für die Gefallenen wurden im Herbst 2012 nach einer aufwändigen Säuberung und nach der Verfolgung der Namen und Daten in das jüdische Museum im Bürgerhaus in Gailingen verbracht. An der Wand des Taharahauses finden sich seitdem Replikate dieser Tafeln.
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