Heinemanhof - ehemals jüdisches Altersheim

Dannie N. Heineman (1872-1962) wurde als Kind deutsch-jüdischer Auswanderer in den USA geboren und blieb zeitlebens amerikanischer Staatsbürger. Nach dem Tode des Vaters kehrten seine Mutter und er nach Deutschland zurück und lebten seit 1883 in ihrer Geburtsstadt Hannover. Heinemann schloss ein Studium an der Technischen Hochschule Hannover als Elektroingenieur ab, arbeitete u.a. bei der AEG Berlin und machte Karriere als Manager eines großen belgischen Elektrokonzerns. Seine Mutter starb im Jahre 1927 in Hannover. Im Andenken an seine Eltern gründete der inzwischen vermögende Sohn die wohltätige „Minna-James-Heineman-Stiftung“ zur Errichtung eines Altersheimes „für alleinstehende Damen der gebildeten Stände, vorzugsweise Hannoveranerinnen jüdischen Glaubens“.

Das Altersheim entstand im Jahre 1930 als „Heinemanhof“ nach einem Entwurf des renommierten belgischen Architekten Henry van de Velde als langgestreckter dreigeschossiger Klinkerbau im Stil der Neuen Sachlichkeit. Der Gebäude bot großzügig geschnittene Altenwohnungen für ca. 60 Bewohnerinnen (einschließlich Personal). Die umgebende Parkanlage war vom Hannoveraner Garten-und Landschaftsarchitekten Wilhelm Hübotter gestaltet (der wenige Jahre später die Pläne für die SS-Kultstätte Sachsenhain bei Verden lieferte).

Der Bau diente zwischen September und November 1941 als eines von 15 Zwangsquartieren für die Hannoveraner Juden („Judenhäuser“). Kaum eine der älteren Bewohnerinnen hat die anschließenden Deportationen in die Lager Riga, Warschau, Auschwitz oder Theresienstadt überlebt. Bis Kriegsende wurde die Einrichtung von der NS-Volkswohlfahrt als Altersheim genutzt, danach zogen britische Soldaten ein. Im Jahre 1960 verkaufte die wiederbegründete „Minna-James-Heineman-Stiftung“ die Anlage an die Stadt Hannover, die hier erst ein Obdachlosenheim unterbrachte und seit 1965 den Gebäudekomplex als Alten- und Pflegeheim stark erweitert hat.