Große Münzenstraße 15
14776 Brandenburg an der Havel
Deutschland
Bei Gründung des Kaiserreichs 1871 lebten in Brandenburg/Havel 255 jüdische Bürger. Ihre Zahl stieg bis 1925 auf 469 an. 1877 errichtete die Jüdische Gemeinde in der Großen Münzenstr. 15 straßenseitig ein neues Gemeindehaus mit Rabbiner- und Kantorenwohnung.
Wärend der Novemberpogrome im Jahr 1938 wurde die im Hinterhof gelegene Synagoge zerstört, das Gemeindehaus aber blieb weitgehend unversehrt. Es wurde nach der gewaltsamen Auflösung der Jüdischen Gemeinde vermutlich als Standort der Schutzpolizei zweckentfremdet. Entsprechende Funde während der umfassenden Renovierung des Hauses in den 1990er Jahren lassen dies vermuten. An der straßenseitigen Fassade des Gebäudes findet man eine Gedenktafel, die an die Verbrechen der Nazionalsozialisten und die Ermordung des Rabbiners Josef Rosenzweigs in Auschwitz erinnert.
Vermutlich gab es im Jahre 1945 nur ca.10 überlebende Juden in Brandenburg/Havel, eine neue Gemeinde wurde jedoch nicht gegründet. Zur DDR-Zeit wurde das Gebäude von der benachbarten Polytechnischen Oberschule als Hausmeister-Wohnung und Verwaltungsgebäude genutzt.
Erst durch den Zuzug jüdischer Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion gibt es erstmals seit Kriegsende seit 1996 wieder eine jüdische Gemeinde in Brandenburg, die das ehemalige Rabbinerhaus als Gemeindezentrum und Synagoge nutzt. Die Gemeinde umfasst etwa 160 Mitglieder, von denen die meisten zwischen 45 und 80 Jahre alt sind. Den Mittelpunkt der Gemeinde stellen die beiden Thora-Rollen im Synagogenraum im Dachgeschoss dar. Die größere der beiden wurde der neuen Gemeinde von der amerkianischen Familie Spielmann gestiftet und wird im Aron Kodesh, dem Thora-Schrank, aufewahrt. Neben dem Synagogenraum verfügt das Gemeindehaus über eine Bibliothek und einen Veranstaltungsraum. Die Gemeinde ist Chabad-Lubawitsch Brandenburg angegliedert und wird an Feiertagen von Rabbiner Nachum Presman betreut. Die Gottesdienste werden entsprechend nach orthodoxem Ritus abgehalten.
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