Tucholsky Straße 9
10117 Berlin
Deutschland
<p>Die in Berlin ansässige Hochschule für die Wissenschaft des Judentums (HWJ) bestand als akademische Forschungs- und Studieneinrichtung von 1872 bis 1942. Sie sollte Studierenden jeglicher Glaubensrichtung die unparteiische Forschung am Judentum ermöglichen. </p><p>Für das Sommersemester 1930/31 wurden 109 ordentliche Hörende gezählt und die Bibliothek umfasste ca. 55.000, später sogar 60.000 Bände. Der Rabbiner Nathan Peter Levinson war einer der letzten Studierenden (neben Leo Trepp und Leo Baeck). In einem Nachruf für einen seiner Lehrer*innen schreibt er:</p><p>"Juden durften damals keine Theater mehr besuchen, keine Kinos, keine Cafés und natürlich keine Universitäten. Die Synagogen waren im November 1938 zerstört worden. So blieb die Lehranstalt fast der einzige Ort, an dem Juden sich geistig betätigen konnten. Früher Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, war ihr der Hochschulstatus aberkannt worden. [...] In der Tat war diese Hochschule eine Insel innerhalb eines brandenden Meeres. Draußen war die Gewalt, der Schrecken, die Einschüchterung, die Entrechtung. Innerhalb der Mauern und Lehranstalt fühlte man sich wie in einer anderen Welt, der Welt des Geistes, die nicht bezwungen werden kann."</p><p>Nachdem die Verlegung der Hochschule nach London an den verschärften Repressionen der Nationalsozialisten gescheitert war, musste die Einrichtung am 19. Juli 1942 geschlossen werden. Zur Zeit der DDR diente das Gebäude als Wohnhaus, bis es 1999 der Zentralrat der Juden in Deutschland erwarb.</p>
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