Käthe-Niederkirchner-Str. 35
10407 Berlin
Deutschland
Isidor Lewy (geb. 1859 in Bojanowo/Kreis Kröben) erwarb das neu erbaute Haus Lippehner Str. 35 1905. Er lebte dort ab ca. 1915 gemeinsam mit seiner Frau Lina (geb. Lewy 1875 in Posen) und ihren Töchtern Hildegard (geb. 1901) und Charlotte (geb. 1903).
1936 zog die jüngere Tochter Charlotte nach ihrer Trennung von Ehemann Max Gossels mit ihren beiden Söhnen Peter (geb. 1930) und Werner (geb. 1933) in die elterliche Wohnung zurück. Im gleichen Jahr starb Isidor Lewy und wurde in Weißensee beigesetzt.
Charlotte trug mit einem "Schönheitssalon" in der Wohnung zum Einkommen der Familie bei. Später mussten beide Töchter Zwangsarbeit leisten.
Lina wurde 1939 gezwungen, das Haus unter Wert zu verkaufen, blieb aber als Mieterin im Haus. Kurz danach konnte Charlotte Gossels die Ausreise beider Söhne nach Frankreich organisieren. Von dort aus gelang den Brüdern 1941 die Flucht in die USA.
Lina Lewy starb kurz nach ihrer Deportation am 3.10.1942 nach Theresienstadt laut ärztlichem Befund an Herzschwäche.
Hildegard Lewy und Charlotte Gossels wurden im März 1943 nach Auschwitz deportiert und beide umgehend dort umgebracht.
Zu den langjährigen jüdischen Mieter*innen im Haus kamen ab 1938 weitere hinzu, zuletzt auch als Untermieter*innen in den schon bewohnten Wohnungen.
Diese wurden 1941-1943 fast ausnahmslos "evakuiert". Nach dem Krieg wurde das Haus beschlagnahmt und gelangte unter staatliche Verwaltung. Erst mit dem Mauerfall bekamen die rechtmäßigen Erben der ehemaligen Eigentümer*innen, Peter und Werner Gossels, das Haus zurückübertragen.
Am 12. Mai 2019 wurde am Haus eine Gedenktafel in Form einer "stillen Klingelanlage" mit den Namen von 83 ehemaligen jüdischen Bewohner*innen des sogenannten "Judenhauses" enthüllt, von denen die große Mehrheit während der NS-Zeit ermordet wurde.
Zur Einweihung der Tafel waren auch Peter und Werner Gossels mit neun Familienangehörigen aus den USA sowie Martin Schott aus Sydney (dessen Familie von 1912 bis zur Emigration 1948 im Haus lebte) angereist.
Gedenktafel als glänzendes Messingschild, 41cm breit und 50cm hoch, darauf 40 aufgesetzte Schilder in 10 Zeilen und 4 Spalten mit den Namen der ehemaligen jüdischen Hausbewohner, jeweils mit einer Messingronde als abstrahierter Klingelknopf. Darüber an Stelle des Sprechfelds ein ebenfalls aufgesetztes Schild mit ergänzenden Worten.
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