Oranienstraße 34
10999 Berlin
Deutschland
<p>Bedingt durch den wirtschaftlichen Aufschwung siedelten sich im 19. Jahrhundert immer mehr jüdische Familien in der Kreuzberger Oranienstraße an. Hier lebte auch Hermann Leiser, der einen Eierhandel betrieb. 1889 zog sein damals fünfzehnjähriger Neffe Julius Klausner nach Berlin, mit dem Vorhaben ein Schuhgeschäft zu eröffnen. Mit der finanziellen Unterstützung seines Onkels richtete Julius 1891 im Hinterhof der Oranienstraße 34 einen Schuhverkauf ein. Durch die gewährleisteten niedrigen Preise stieg die Nachfrage bei den Kund*innen schnell an. Schon nach zwei Jahren wurde der Verkaufsplatz zu klein, und „der geschäftstüchtige Julius“ vergrößerte sein Unternehmen. Zuerst kamen zwei Läden im Stadtbezirk Kreuzberg dazu, bevor Julius 1906 (mit dem bereits als Leiser firmierten Unternehmen) das bis dahin größte Schuhhaus in Berlin auf der Tauentzienstraße 20 eröffnete.. Bis heute werden dort Schuhe verkauft. Durch den Boykott jüdischer Geschäfte im April 1933 ergaben sich erstmals Schwierigkeiten für das Schuhgeschäft. 1935/37 sah sich Julius Klausner gezwungen, Teile seiner Firma zu verkaufen. Einer Verhaftung durch die Nationalsozialisten konnte Klausner nur knapp entgehen und flüchtete nach Buenos Aires, Argentinien. Während des Krieges blieben nur drei Leiser-Filialen erhalten. Nach dem Krieg erhielt Klausner einige seiner Firmenanteile zurück. Jedoch wurden nach seinem Tod alle Familien-Anteile verkauft. Das Schuh-Einzelhandelsunternehmen ist heute im bayerischen Augsburg ansässig. Es bleibt die Erinnerung an einen jungen und tüchtigen Geschäftsmann, und der bis heute bestehende Name Leiser. Heute befindet sich statt dem Schuhgeschäft eine Cafe/Bar namens Luzia. Der Torbogen des Hauses 34 existiert nicht mehr, denn stattdessen wurde der Platz für einen größeren Geschäftsraum genutzt. Der Garten des Stadtteilzentrums Berlin war der frühere Innenhof des Schuhgeschäfts. Dort hat Julius damals seine ersten Schuhe verkauft.</p>




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