Synagogenstraße 1
67823 Obermoschel
Deutschland
Zunächst war ein Betraum vorhanden. Der 1852 in einem Zustandsbericht über den jüdischen Kultus im Bereich des Landkommissariats Kirchheim genannte Betsaal war „schon seit 62 Jahren" im Haus des Jacob Landsberg eingerichtet (das heißt seit 1790). 1814 hat die jüdische Gemeinde dieses Haus für 900 Gulden erworben. Im Laufe der Jahre wurde der Zustand des Betsaales immer schlechter. 1841 hieß es, das Gebäude sei „demoliert", das heißt in baufälligen Zustand. Wenig später ist es abgebrochen worden.
1844 wurde an Stelle des abgebrochenen Gebäudes mit dem alten Betsaal ein neues Synagogengebäude erstellt. Im Erdgeschoss wurden Schulsaal und Lehrerwohnung eingerichtet. Der Betsaal im Obergeschoss hatte 35 Plätze für Männer und 20 Plätze für Frauen auf einer Empore. Die Fassade des Gebäudes war durch Lisenen und Rundbogenfenster gegliedert.
Über 90 Jahre war das Synagogengebäude Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Obermoschel. 1911 wurden aufwändige Renovierungsarbeiten vorgenommen.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge am frühen Morgen des 10. November durch SA-Leute und andere Nationalsozialisten aufgebrochen. Der Innenraum, die Einrichtung und die fünf wertvollen Buntglasfenster wurden zerstört. Die Ritualien sowie die demolierte Einrichtung wurden auf den Marktplatz geschleppt und dort verbrannt. Das Gebäude selbst blieb von einer Brandstiftung verschont. Im Zweiten Weltkrieg wurden in dem Gebäude französische Kriegsgefangene und Ostarbeiter untergebracht.
1952 kam das Gebäude im Zuge der Rückerstattung an die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz. Der Betsaal wurde in der Folgezeit als Abstellraum genutzt, die Fenster verkleinert und zum Teil vermauert. 1972 wurde das Gebäude an Privatleute verkauft und 1972/73 in ein Wohnhaus umgebaut (die Hinweistafel nennt als Jahr des Verkaufs 1975). Das Äußere (und Innere) der früheren Synagoge wurde die Umbauten unkenntlich gemacht beziehungsweise zerstört.
2006 wurde die frühere Portalinschrift in ein Denkmal bei der evangelischen Kirche integriert (siehe Bericht unten). Am ehemaligen Synagogengebäude befindet sich eine Gedenktafel mit dem Text: „Hier stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde Obermoschel, 1841 erbaut. Am 9. November 1938 wurde sie im Verlauf der Reichspogromnacht geschändet und als Gebetshaus nicht mehr genutzt, 1975 verkauft und zum Wohnhaus umgebaut".
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S.294-296
Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 129-131.
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