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90
Kategorie
Adresse

Mariusstraße 20
91710 Gunzenhausen
Deutschland

Koordinate
49.116021, 10.76001

Über die Geschichte der Beträume und Synagogen vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert liegen keine Informationen vor. Eine neue Synagoge wurde 1882/83 von dem Fürther Baumeister Evora erbaut. Das Gebäude mit seinen beiden Doppeltürmen wurde schnell zu einem der Gunzenhäuser Wahrzeichen. Die Einweihung der Synagoge war am 19. Oktober 1883 durch Distriktsrabbiner Aron Bär Grünbaum aus Ansbach. Die Predigt schloss mit den Worten: „Auch dieses Haus, das als herrliches Baudenkmal der hiesigen Stadt zur Zierde, und unserer Gemeinde zur Ehre gereicht, wird dann erst mit seinen Kuppeln hinausragen, wenn die Lehre: Ein Gott und eine Menschheit bei allen Besuchern zu Fleisch und Blut geworden ist, wenn das Hauptgebot: Du sollst lieben Deinen Nebenmenschen wie Dich selbst, oder wie andere den Worten die Deutung geben: Du sollst lieben Deinen Nebenmenschen, denn jeder ist wie Du, jeder ist ein Gebilde Gottes, als die Grundlehre unserer Religion von allen erkannt wird, und wenn diese Grundlehre den Wegweiser für das ganze Leben bildet."        
  
Nur ein halbes Jahrhundert war die neue Synagoge in Gunzenhausen eine „Zierde der Stadt". Nationalsozialisten in dem immer wieder als „Hochburg des Antisemitismus" beschriebenen Gunzenhausen richteten Gewaltaktionen alsbald gegen die Synagoge. 1928 wurden Fenster der Synagoge eingeworfen.    
  
Am 8. November 1938, einen Tag vor dem Novemberpogrom 1938, wurde die Synagoge durch die Stadt Gunzenhausen für 8.000 RM von der israelitischen Kultusgemeinde abgekauft. Am 10. November 1938 sollte sie von der SA niedergebrannt werden, wie so viele Synagogen in Deutschland. Doch der Leiter der Gunzenhäuser Feuerwehr verweigerte den Befehl mit der Begründung, dass das Feuer auf die nahe stehenden Nachbarhäuser übergreifen könnte. So begnügte man sich eine Woche später mit dem „Fällen" der Kuppeln. Dabei sollte ganz Gunzenhausen Zeuge sein. Am 17. November um die Mittagszeit fanden sich - auf Einladung durch eine Anzeige im Altmühl-Boten am 15. November - viele Bürger*innen zu dem Spektakel ein. Bürgermeister Appler sprach zu den Anwesenden. Er wies auf die Bedeutung des Vorganges für die Stadt hin und auf die Denkwürdigkeit der Stunde. 
 
1942 bis 1945 wurden französische Kriegsgefangene im Synagogengebäude untergebracht. Von 1947 bis 1949 wurde das Gebäude als Kaufhalle, von 1953 bis 1980 als Werkhalle verwendet. Die ehemalige jüdische Schule wurde bis 1969 als Wohnhaus und von 1969 bis 1980 als Bürogebäude verwendet.
  
Aus heutige Sicht völlig unverständlich, wurde die ehemalige Synagoge 1981 abgebrochen; das Grundstück neu bebaut. Heute erinnert eine Gedenktafel am ehemaligen Standort der Synagoge erinnert an die Geschichte dieses Gebäudes.

Medien
Historische Ansichtskarten von Gunzenhausen mit Darstellung der Synagoge
Farbige Ansichtskarten von Gunzenhausen mit Darstellung der Synagoge und andere Gebäude der Stadt
ggf. Urheber / Künstler
Joachim Hahn
d.akrish
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Alemannia Judaica
ggf. URL
http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20247/Gunzenhausen%20Synagoge%20202.jpg
Breite
853
Höhe
549
Lizenz
CC-BY-SA
Mimetype
image/jpeg
Literatur
Schwierz, Israel, Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, 1992 München.
Redaktionell überprüft
Aus

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