Heydenreichstraße
Heydenreichstraße / Ecke Hellergasse
67346 Speyer
Deutschland
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen Wohnhäuser vorhanden. Urkundlich liegt jedoch kein Nachweis vor. Eine alte Synagoge um 1700 könnte in einem Gebäude in der Webergasse eingerichtet gewesen sein. Auch hierzu liegen keine schriftlichen Nachweise vor.
Spätestens seit 1811 war eine Betstube im Haus des Gemeindevorstehers Simon Adler eingerichtet. Der Raum soll jedoch „mehr einem Speicher zum Tabakaufhängen als einer Synagoge" geglichen haben. Nachdem 1816 die Gottesdienste in privaten Betstuben durch die bayerische Regierung nicht mehr erlaubt waren, wurde diese Betstube aufgegeben.
Nach 1816 bemühte sich die jüdische Gemeinde mehrfach um die Einrichtung beziehungsweise um den Bau einer Synagoge. Ein 1819 dem königlichen Landkommissariat vorgelegter Plan zum Bau einer Synagoge, den Maurermeister Johann Friedrich Müller erstellt hatte, wurde wegen der ungesicherten Finanzierung nicht genehmigt. 1825 sollte ein Haus in der heutigen Hellergasse zu einem „Bethaus" umgebaut werden. Von Seiten der Behörden wurde die Auflage erteilt, gleichzeitig ein jüdisches Schulhaus zu errichten. Doch überstieg dies die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde.
1832 gab es Pläne zum Umbau einer Kirchenruine an der Ecke Heydenreichstraße/ Stöckergasse (heutige Hellergasse). Die Ruine sollte in eine Synagoge mit Schule und Frauenbad umgebaut werden. Die Pläne hatte der Zivilbauinspektor August Voit gezeichnet. Zunächst wurden die Pläne behördlicherseits wiederum abgelehnt. Nachdem Voit unter dem finanziellen Aspekt die Pläne überarbeitet hatte, wurden sie schließlich von der obersten Baubehörde, dem königlichen Innenministerium in München, am 10. Mai 1836 genehmigt. Im August 1836 konnte die Kirchenruine abgebrochen werden. Bis Juni 1837 war das Schulhaus mit dem Frauenbad erbaut. Vier Monate später, am 24. November 1837, erfolgte die Einweihung der Synagoge. Die Baukosten betrugen 10.687 Gulden, finanziert durch Beiträge der Gemeindeglieder, Spenden (500 Gulden vom Frankfurter Bankhaus Rothschild) und durch Darlehen. Zunächst wurde der Gottesdienst nach traditionellem Ritus abgehalten. Nachdem seit den 1840er-Jahren die Zahl der Gemeindemitglieder stark zunahm, gab es um 1850 Veränderungen im Gottesdienst der jüdischen Gemeinde Speyer. Im Februar 1850 wurde die Synagoge mit einer Orgel ausgestattet. Mai 1862 beschloss der Synagogenausschuss eine Erweiterung der Synagoge nach Westen. Der städtische Ingenieur Max von Siebert legte die Pläne vor, die von Bauinspektor Tanera überarbeitet wurden. 1865 konnte mit den Baumaßnahmen begonnen werden. Anstelle des Schulhauses wurde ein zweiachsiger Anbau angefügt.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SA- und SS-Leute geschändet. Ritualien und Einrichtungsgegenstände sowie die Bibliothek wurden geplündert, vieles gestohlen. Danach wurde Feuer gelegt; das Gebäude war damals völlig ausgebrannt. Schon am 11. November 1938 bekam der Oberbürgermeister die Abbruchgenehmigung für die Brandruine.
Auf dem Grundstück wurde 1948/49 zunächst eine Grünanlage mit einem Kinderspielplatz angelegt, später wurde es als Parkplatz verwendet. 1955 wurde ein Kaufhaus auf dem Synagogengrundstück erbaut. Am 9. November 1978 wurde zunächst an der Wand des Kaufhauses eine Gedenktafel angebracht. 1992 wurde ein neuer Gedenkstein enthüllt, der an die vernichtete jüdische Gemeinde und ihre Opfer erinnert.
Alemannia Judaica
Alemannia Judaica
Neuen Kommentar hinzufügen