Bahnhofsstraße 48
67105 Schifferstadt
Deutschland
Anfang des 19. Jahrhunderts besuchten die in Schifferstadt wohnenden Juden zunächst die Synagoge in Speyer, dann in Böhl. Seit 1826 war ein Betsaal vorhanden. Er war von den jüdischen Familien gemeinsam eingerichtet und mit den nötigen Ritualien ausgestattet worden. Der Standort dieses ersten Betsaales ist unbekannt. Er reichte für die Zwecke der Gemeinde etwa 25 Jahre aus.
Vermutlich auf Grund der größer gewordenen Gemeinde und der gestiegenen Ansprüche erwarben die jüdischen Familie 1851 für 500 Gulden ein Gebäude in der Hauptstraße (damalige Neue Sandgasse) und bauten in diesem einen neuen Betsaal ein (Einweihung am 30. Juli 1852). Das Gebäude war 1888 in einem baufälligen Zustände. Im Protokoll des Synagogenausschusses hieß es am 15. Juli 1888: „Die Synagoge der israelitischen Kultusgemeinde Schifferstadt ist in den jüngsten Jahren so baufällig geworden, dass sie jetzt entweder ganz niedergelegt oder mit einem großen nicht im Verhältnis zum Werte des Gebäudes stehenden Aufwande gründlich repariert werden muss..." Der Beschluss, eine neue Synagoge zu bauen, war unter den Familien nicht unumstritten, da die Finanzierung für die relativ wenigen Familien sehr schwierig war. Ein Brand im Vorderhaus zur Synagoge 1890 überzeugte dann jedoch die letzten von der Notwendigkeit eines Neubaus.
Vermutlich wurden bis um 1933 in der Synagoge Gottesdienste gefeiert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge am Morgen des 10. November durch SA-Leute aus Mutterstadt und Schifferstadt niedergebrannt. Zwischen sechs und sieben Uhr ereignete sich eine starke Explosion, da Benzin im Gebäude ausgegossen worden war. Durch die Explosion wurden zwei SA-Leute verletzt. Nach dem Brand blieben nur noch die Grundmauern des Gebäudes stehen. Die jüdische Gemeinde war gezwungen, im Mai 1939 das Grundstück, Abbruchmaterial der Synagoge und das noch stehende Lehrerhaus für 700 Mark an die politische Gemeinde zu verkaufen.
Nach 1945 ging das Grundstück im Zusammenhang mit dem Restitutionsverfahren an die jüdische Kultusgemeinde in Landau, die dieses jedoch nicht benötigt und 1951 an Privatpersonen in Schifferstadt verkaufte. Seit 1980 gab es Bemühungen, einen Gedenkstein oder eine Gedenktafel für die Synagoge anzubringen bzw. aufzustellen.
Sold, Emil Georg u. Kukatzki, Bernhard, Die Schifferstadter Juden. Eine Lesebach. Beiträge zur Schifferstadter Ortsgeschichte 4/5, Speyer 1988.
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