Husarenhof 8
67292 Kirchheimbolanden
Deutschland
Im 18. Jahrhundert bestand eine private Betstube im Haus einer jüdischen Familie, vermutlich im Haus Goldmann in der Schlossstraße 33. Nach einem Bericht von 1820 war die Betstube angesichts des starken Zuwachses der Gemeinde inzwischen viel zu klein geworden. Die drei Gemeindeglieder Raphael Durlacher, Daniel Levi und Moises Süskind hatten aus diesem Grund bereits zwei Jahre zuvor (1818) ein Haus im Ort gekauft, das zu einer Synagoge mit Lehrerwohnung und Schule umgebaut werden sollte. Allerdings gab es Schwierigkeiten, da das Haus neben der protestantischen Kirche St. Paul stand. Dennoch konnte das Vorhaben ausgeführt werden. Wann die Einweihung erfolgte, ist unbekannt. Nur wenige Jahre war diese erste Synagoge religiöses Zentrum der jüdischen Gemeinde, da es beim großen Stadtbrand am 13. Juni 1833 zerstört wurde.
Zunächst plante man einen Wiederaufbau und ließ sich dazu von Bezirksingenieur Beyschlag von der Bauinspektion Kaiserslautern einen Plan erarbeiten. Dieser wurde geprüft und zunächst für gut befunden. Nachdem im Januar 1834 allerdings von der Brandversicherung 4.447,30 Gulden überwiesen wurden, entschloss die Gemeinde, einen völligen Neubau in Auftrag zu geben. Man ließ durch den Zivilbauinspektor August Voit einen Plan für einen Neubau in unmittelbarer Nähe der niedergebrannten Synagoge erstellen. Voit orientierte sich in der Architektur am Bau der Synagoge in Ingenheim und an einem geänderten Bauplan Beyschlags, in dem die Wünsche der Gemeinde zur Gestaltung der Innenräume aufgenommen wurde. Die Pläne Voits wurden akzeptiert und bereits Ende Oktober 1834 erhielt die Gemeinde die Baugenehmigung. Die Bauarbeiten begannen im April 1835 und dauerten bis zum Sommer des folgenden Jahres. Am 1. September 1836 konnte die Synagoge durch Rabbiner M. Kohn feierlich eingeweiht werden.
Die Synagoge wurde in einem klassizistisch-maurischen Mischstil errichtet. Die Westfassade war von Eckpilastern und einem Schildgiebel gerahmt. Das Portal in der Mittelachse zeigte einen charakteristischen Hufeisenbogen. Große Hufeisenbogenfenster prägten auch die Seitenwände (Traufseiten). Den Abschluss bildeten Rundbogenfriese. Im Untergeschoss des Gebäudes befanden sich ein „Schulsaal für die Kinder", das rituelle Bad (Frauenbad, Mikwe) sowie die Lehrerwohnung mit Küche, Schlafraum, Wohnzimmer und einem weiteren Zimmer.
In den folgende Jahrzehnten waren immer wieder Reparaturen notwendig (1842, 1855 usw.). Dennoch blieb die Synagoge über 100 Jahre gottesdienstliches Zentrum der jüdischen Gemeinde Kirchheimbolanden.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde von SA-Männern die Inneneinrichtung teilweise ausgeräumt, schließlich in der Synagoge mit Benzin Feier gelegt, woraufhin sie völlig ausbrannte. Nur die Außenmauern blieben stehen. Anfang 1941 wurde die Ruine gesprengt; Der Bauschutt wurde zum Auffüllen der Bahnhofstraße verwendet. Das Grundstück kam in den Besitz der Stadt. Im Dezember 1949 erfolgte eine Rückübertragung an die Jüdische Kultusgemeinde Landau. Nach Abschluss des Restitutionsverfahrens zahlte die Stadt 1950 eine Entschädigung in Höhe von 2.300 DM und konnte im folgenden Jahr das Anwesen für 4.500 DM wieder erwerben. Bei Aufräumarbeiten des Grundstückes wurde eine Torarolle mit Wimpel gefunden und der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz übergeben.
1978 wurde eine Gedenktafel am Standort der Synagoge angebracht. 1984 wurden drei Steine aus den Konzentrationslagern Natzweiler-Struthof, Dachau und Auschwitz vor der Gedenktafel aufgeschichtet. 1988 wurde eine Zusatztafel enthüllt. Das Synagogengrundstück ist als Parkanlage zwischen Paulskirche und Schlossplatz gestaltet.
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