Synagogenplatz
55218 Ingelheim am Rhein
Deutschland
Schon im 18. Jahrhundert war vermutlich ein Betsaal vorhanden, der möglicherweise im Haus Stiegelgasse 25 eingerichtet war, das später Vorhaus zu der 1841 neu errichteten Synagoge wurde. Jahrelang sammelte die jüdische Gemeinde die Finanzmittel für einen Synagogenneubau, der im April 1840 von den Behörden genehmigt und in den folgenden Monaten erstellt wurde. Die Synagoge wurde in maurischem Stil („schön copierter orientalischer Styl") erbaut und am 27. August 1841 durch Bezirksrabbiner Dr. Sobernheim aus Bingen feierlich eingeweiht. Noch vor der Einweihung unterzeichneten am 30. Juli 1841 die Gemeindevorsteher Leopold, Gerhard und Joseph Oppenheimer eine neue Synagogenordnung. Die Abtragung der Schulden wurde teilweise durch die Verpachtung der Synagogenstühle geregelt. Noch 1855 ging es bei der Verpachtung von frei gewordenen Stühlen in der Synagoge darum, dass diejenigen, die Geld zum Bau der Synagoge 1840 zur Verfügung gestellt hatten, Anspruch auf einen der Stühle hatte. 35 Personen hatten damals insgesamt 3896,30 Gulden gespendet. Da aber zwischen 1840/41 und 1855 zehn Personen der Religionsgemeinde verstorben oder in andere Orte verzogen waren, wurden bis 1855 auch zehn durch Spenden für den Synagogenbau erworbene Stühle frei.
Die letzte größere Feier in der Synagoge fand 1932 aus Anlass des hundertjährigen Bestehens des jüdischen Frauenvereines statt. Die Ingelheimer Zeitung berichtete darüber: „Der jüdische Frauenverein feierte sein hundertjähriges Bestehen. In der festlich geschmückten Synagoge fand ein Festgottesdienst statt, in dem Lehrer Langstädter die Predigt hielt. Der 1. Vorsitzende der Gemeinde, Ferdinand Oppenheimer, konnte neben zahlreichen Ehrengästen auch Bürgermeister Dr. Rückert begrüßen. Der Frauenverein hat einen Vorhang für die heilige Bundeslade gestiftet."
Am Vormittag des 10. November 1938 wurde die Synagoge demoliert, möglicherweise auch in Brand gesetzt. Im April 1939 wurde die Ruine verkauft und später zu einem Wohnhaus umgebaut. In unmittelbarer Nähe des Grundstückes der Synagoge (Synagogenplatz) errichtete 1992 der Deutsch-Israelische Freundeskreis mit einer von Schülern des Sebastian-Münster-Gymnasiums geschaffenen rohen Betonstele ein Mahnmal als Gedenkstätte. Die Daten der Messingtafeln erinnern an Leiden und Schicksal der im Holocaust ermordeten Ingelheimer Jüdinnen*Juden.