Complete profile
60
Kategorie
Adresse

Gillergasse 1
67454 Haßloch
Deutschland

Koordinate
49.3621671, 8.2618896441495

Anfang des 19. Jahrhunderts war eine Synagoge unbekannten Baujahres vorhanden. Sie war im oberen Stock im hinteren Bereich eines ganz aus Holz erbauten Privathauses (von Jakob Lützel) eingerichtet. Im Erdgeschoss unter der Synagoge befand sich ein Kuhstall.   
 
1835 waren dringende Reparaturen am Synagogengebäude durchzuführen, die jedoch auf Dauer das Gebäude nicht retten konnte. 1843 wurde vom Königlichen Landkommissariat in Neustadt erstmals die Schließung wegen Baufälligkeit angedroht, im Oktober 1846 wurde die weitere Benutzung verboten, da die Balken morsch, die Dachpfetten und Stirnbalken durchbrochen und nur noch mit Eisenklammern notdürftig zusammengehalten würden. Der Bezirksbauschaffne Jung hatte mit Datum vom 16. Juli 1846 ein Gutachten „Die Baufälligkeit der Synagoge zu Haßloch betreffend" erstellt, das Königliche Landkommissariat daraufhin eine Benutzung bis höchstens zum Laubhüttenfest genehmigt. 
  
Im Dezember 1846 kaufte die Kultusgemeinde ein Haus in der Gillergasse (Brauch'sches Haus in der "Gillergaß No. 946"), das zwar reparaturbedürftig war, aber sich zum Einbau einer Schule und eines Betsaales durchaus eignete. Die Gemeinde hatte 900 Gulden für den Kauf des Hauses zu bezahlen. Noch vor der Reparatur des Gebäudes wurde im Hofraum desselben eine neue Mikwe angelegt. Um die Mikwe erstellen und das gekaufte Haus umbauen zu können, musste ein Kredit über 1.100 Gulden aufgenommen werden, mit dessen Rückzahlung die Gemeindeglieder jahrelang zu tun hatten. Das frühere Brauch'sche Haus wurde umgebaut: im Erdgeschoss wurden Schulsaal, Lehrerwohnung sowie eine "Mietwohnung" eingerichtet, im Obergeschoss der Betsaal. Möglicherweise noch im Dezember 1846 konnte die neue Synagoge bezogen werden, da die Gemeinde im Dezember 1911 das 75-jährige Synagogen-Jubiläum feierte.

Um 1865 plante der Synagogenvorstand eine Erweiterung der Synagoge, um eine Art Frauen-Synagoge mit eigenem Zugang zu verschaffen. Gegen diese Pläne gab es in der Gemeinde jedoch erheblichen Widerspruch, vor allem auf Grund der fehlenden Finanzmittel. 
  
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Neubau einer Synagoge geplant. Zunächst wurden Gelder für den Erwerb eines Grundstückes gesammelt. Das Gemeindeglied Theodor Levi versuchte, durch einen Zigarren-Sonder-Verkauf an Spenden für den guten Zweck zu kommen.

Es blieb bei den Plänen für einen Synagogen-Neubau, die wohl vollends durch den Ersten Weltkrieg und die Inflationszeit zerschlagen wurden. Die alte Synagoge blieb Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am Ort bis 1938.      
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und stark beschädigt. Das Gebäude sollte zudem niedergebrannt werden, doch scheiterte zweimal der Versuch der Brandstiftung: beim ersten Versuch erlosch das Feier nach kurzer Zeit von selbst, beim zweiten Versuch löschte ein Nachbar das Feuer, da er Angst um seine in der Nachbarschaft stehende Scheune hatte. Die Inneneinrichtung war jedoch völlig zerstört. 
 
Das Synagogengebäude wurde im März 1939 an einen Tanzlehrer verkauft. Um 1950 kam des mit dem danebenstehenden Schulgebäude durch Rückübertragung wieder in den Besitz der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz. 
  
1950 fand ein Prozess vor dem Schwurgericht Frankenthal gegen Beteiligte am Novemberpogrom 1938 statt. Dabei wurden die angeklagten Personen zu geringen Haftstrafen verurteilt.
  
Das ehemalige Synagogengebäude musste 1978 abgerissen werden, da es beim Abbruch eines Nachbarhauses stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Das Grundstück wurde 1979 an Privatleute verkauft. 1984 wurde am ehemaligen jüdischen Schulhaus eine Gedenktafelangebracht mit der Inschrift: „Hier befand sich bis zur Schändung durch die Nationalsozialisten in der Nacht vom 9./10. November 1938 die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Haßloch. Mit ihrer Zerstörung und der darauf folgenden Deportation unserer jüdischen Mitbürger endete jegliches jüdische Leben in unserem Ort. Diese Tafel soll zur Erinnerung für die Lebenden und zur Mahnung der kommenden Generation sein."

Literatur
Kuby, Alfred Hans (Hg.), Juden in der Provinz, 2. Aufl., Neustadt 1989.
Puvogel, Ulrike et al., Gedenkstätten für die Opfer der Nationalsozialisten Teil 1, Bonn 1995.
Zacharias, Sylvia, Verein zur Pflege des jüdischen Kulturerbes in Deutschland e. V. in Berlin unter Mitwirkung der Raoul Wallenberg Loge. Berlin Synagogen Gemeinden 1933, Berlin 1988.
http://www.alemannia-judaica.de/hassloch_synagoge.htm (letzter Zugriff am 26.06.18)
http://www.xn--jdische-gemeinden-22b.de/index.php/gemeinden/h-j/850-hassloch-rheinland-pfalz (letzter Zugriff am 26.06.18)
Redaktionell überprüft
Aus

Neuen Kommentar hinzufügen

Das Sprachkürzel des Kommentars.