Kanalstraße 9
65582 Diez
Deutschland
<p>Über die Einweihung der Synagoge schrieb die „Allgemeine Zeitung des Judentums“ (Dezember 1863): „Das Gebäude verbindet das Einfache mit dem Soliden und dem Geschmackvollen und ist in allen Teilen vortrefflich ausgeführt." Zur Feier waren neben den drei nassauischen Rabbinern die hiesigen christlichen Geistlichen und viel nassauisches Amtspersonal geladen. Der Architekt war Carl Boos, der u. a. auch die evangelische Marktkirche in Wiesbaden entwarf. Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ 1933 und den „Nürnberger Rassegesetzen“ 1935 verließen eine große Zahl jüdischer Bürger Diez, die Synagoge wurde nur noch selten genutzt. Die „Reichspogromnacht“ 1938 lief in Diez in ähnlicher Weise ab, wie dies auch aus anderen Städten überliefert ist. Ein organisierter SA-Trupp versuchte das Gebäude zunächst durch Brandstiftung, später durch eine Sprengung zu zerstören. Die Feuerwehr durfte nicht löschen, sondern stand nur bereit, um ein Übergreifen des Feuers auf „arische“ Nachbarhäuser zu verhindern. Aufgrund der massiven Bauweise richteten die Aktionen allerdings nur recht geringen Schaden an, was die Nationalsozialisten insofern nutzten, als dass sie das Gebäude später als Lagerhalle und Werkstatt für das Nationalsozialistische Fliegerkorps verwendeten. Nach 1945 wurde das Gebäude an einen privaten Unternehmer (Firma Ohl Straßenbau) zum Abbruch veräußert, der schließlich 1951 stattfand. 2003 – 52 Jahre später - erlitt die Firma dann das gleiche Schicksal und wurde ebenfalls abgerissen. Die Brache wurde dann mehrere Jahre als Parkplatz genutzt und war Gegenstand vieler Diskussionen über das richtige Gedenken an die geflüchteten und ermordeten Diezer Jüdinnen und Juden. 2018 konnten die Fundamente ausgegraben und untersucht werden. Es wurde sogar festgestellt. dass die Synagoge eine Mikwe hatte. Heute ist hier die Einfahrt zum neuen Diezer Tunnel. </p>