Rochusstraße 10
55411 Bingen am Rhein
Deutschland
Weil ein Umbau der bestehenden Synagoge nicht billiger gewesen wäre, entschloß man sich zu einem Neubau. Für 40.000 Mark erwarb die Jüdische Gemeinde den Wingert des Juden Feist zwischen hochragenden Wohnhäusern in der Rochusstraße als Baugrundstück. Den Architektenwettbewerb für den Neubau gewann der renommierte jüdische Professor Ludwig Levy aus Karlsruhe, der auch am Entwurf des Reichstagsgebäudes beteiligt gewesen war, mit seinem am romanischen Kirchenbaustil orientierten Projekt, vom orientalisch-neomaurischen Prachtstil war man inzwischen abgekommen. Um die Jahrhundertwende wandte man sich „deutschen Baustilen“ zu, um die Zugehörigkeit der Juden zum deutschen Volk öffentlich zu demonstrieren.
Der gesamte Synagogenkomplex bestand aus dem synagogalen Mittelbau, der weit nach Westen zwischen die Wohnhäuser hineinragte, und zwei Nebengebäuden an der Straßenfront. Der rechte, heute noch stehende Bau mit drei schön verzierten Rundbogenfenstern im mittleren Stockwerk, diente als Gemeindehaus mit Verwaltungs- und Versammlungsräumen. Im linken, schmäleren Gebäude befanden sich Räume für den Rabbiner und den Kantor, während im Untergeschoss die Wohnung des Synagogendieners war. Der Hauptraum zeigte eine doppelstöckige Anlage, deren Erdgeschoß für die Männer und deren Emporengeschoß für die Frauen bestimmt war. Überdeckt war dieser Raum mit einem offenen Holzgewölbe, das ebenso, wie die Wand- und Gewölbeflächen, mit malerischen Verzierungen versehen war. Die Fenster waren mit Glasmalereien versehen. (https://www.juedisches-bingen.de/230.0.html)
Auch in Bingen wurde die Synagoge 1938 zerstört und blieb teils bis 1970 Ruine. Im erhaltenen Teil gibt es ein Erinnerungs- und Begegnungszentrum, das vom "Arbeitskreis jüdisches Bingen" und vom Verein "TIFTUF-Förderverein für jüdisches Leben in Bingen heute" genutzt wird. (https://www.juedisches-bingen.de/158.0.html)
Das restliche Gelände wird von der der freiwilligen Feuerwehr Bingen genutzt.