Reichenbachstraße 27
80469 München
Deutschland
Über ihren Bau und ihre Einweihung am 5. September 1931 war in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeit am 15. September 1931 zu lesen: „Einweihungsfeier der neuen Synagoge in München. Am Samstag, den 5. September wurde die neue Synagoge der ostjüdischen Betsaalvereine Linath-Hazedek und Agudath-Achim in München an der Reichenbachstraße in einem feierlichen Akt, an dem die gesamte jüdische Gemeinde München ohne Unterschiede der Richtungen teilnahm, ihrer Bestimmung übergeben." Über das Wesen und Werden der ostjüdischen Gemeinschaft in München, namentlich über die verschiedenen neu religiösen kulturellen und karitativen Vereine der Münchener Ostjuden gibt in der letzten Nummer des ‚Jüdischen Echo’ Dr. Emanuel Horn einen Überblick. Hier werden auch die Gründe erörtert, die zur Erhaltung der Münchener Ostjuden als einer besonderen, für das Judentum wertvollen, kulturell eindeutig bestimmten Gesellschaftsschicht führten. Eine echte Soziologie der Münchener Ostjuden wäre noch zu schreiben.
Beim Pogrom im November 1938 wurde die Inneneinrichtung der ostjüdischen Synagoge in der Reichenbacher Straße demoliert und großenteils zerstört. Das Gebäude blieb jedoch erhalten und konnte nach 1945 wieder renoviert und neu als Synagoge eingerichtet werden.
Die am 19. Juli 1945 neu gegründete Israelitische Kultusgemeinde konnte am 20. Mai 1947 die wiederhergestellte Synagoge in der Reichenbachstraße 27 einweihen.
Der Korrespondent der ersten Ausgabe der Jüdischen Rundschau berichtete: „,In Anwesenheit hoher Gäste, wie des Militärgouverneurs für die US-Besatzungszone, des Generals Lucius D. Clay, des Botschafters Robert D. Murphy, Generals Walter J. Muller und weiterer Mitglieder der amerikanischen Militärregierung, Vertreter der jüdischen Gemeinden und Organisationen, der deutschen Öffentlichkeit, unter ihnen Ministerpräsident Dr. Hans Ehard und weiterer namhafter Persönlichkeiten, wurde am 20. Mai in München die wiedererbaute Synagoge in der Reichenbachstraße feierlich eingeweiht. Im Mittelpunkt der Feier stand die Rede des Generals Lucius D. Clay, in der er die Hoffnung ausdrückte, die Weihe möge die Ära einer neuen Verständigung einleiten. Der Präsident der jüdischen Kultusgemeinde, Dr. Julius Spanier, begrüßte die Gäste und würdigte insbesondere die Bemühungen der bayerischen Staatsregierung, die den Wiederaufbau der im November 1938 zerstörten Synagoge vornehmen ließ. Der Stadt München übermittelte Oberbürgermeister Dr. Scharnagl herzlichste Glückwünsche. Staatskommissar Dr. Philipp Auerbach überreichte dem Oberrabbiner Dr. Aron Ohrenstein, der auch die erste Predigt hielt, den Schlüssel der Synagoge. Nach einem ergreifenden Totengedenken enthüllte Legal Consultant Major Abraham S. Hyman die Gedenktafel für die sechs Millionen jüdischer Opfer, die durch den Nationalsozialismus getötet wurden. Auf einem am Abend zu Ehren von General Lucius Dr. Clay veranstalteten Festbankett überbrachte der Sonderdelegierte der American Jewish Conference, Hans Lamm, die Grüße aller Freunde und Brüder aus USA und verlas eine Sonderbotschaft des früheren geistlichen Oberhauptes der Münchner Israelitischen Gemeinde, des jetzt in New York lebenden Rabbiners Dr. Leo Baerwald. Der Präsident des Rates der befreiten Juden in der US-Zone, Dr. Samuel Gringauz, übermittelte dann die Grüße der befreiten Juden in Deutschland."
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Synagoge an der Reichenbachstraße zur Hauptsynagoge geworden bis zur Eröffnung der Synagoge Ohel Jakob am Sankt-Jakobs-Platz im Jahr 2007.