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Kategorie
Adresse

Ketschendorfer Straße 30
96450 Coburg
Deutschland

Koordinate
50.251150122107, 10.965814989538

Eine Synagoge (judenschul) gab es bereits im Mittelalter. Sie ist erstmals 1393 in einer Urkunde genannt und lag in der Judengasse in der Nähe des Judentores. Eine genauere Lokalisation ist nicht möglich. 1433 wird ein Vorsänger genannt. Von einem reichen Geistesleben der Coburger Jüdinnen*Juden zeugt eine reich illuminierte hebräische Handschrift (Tora), die 1390-1395 vom Schreiber Simcha ben Samuel Halewi für Jacob Meir ben Owadia in Coburg geschrieben wurde. Nach der Ausweisung der Jüdinnen*Juden aus Coburg wurde die Synagoge 1447 mit Hilfe einer großen Spende eines Coburger Bürgers in eine christliche Marienkirche umgewandelt. Wie lange diese Kirche bestand oder wann sie abgebrochen wurde, ist nicht bekannt. 
   
Die im 19. Jahrhundert zugezogenen Familien konnten an den hohen Feiertagen den privaten Betsaal im Haus der Familie Simon nutzen, an gewöhnlichen Schabbatot wurden sie jedoch nicht dorthin eingeladen. Die 1873 gegründete Gemeinde stellt beim Stadtrat den Antrag, die Nikolaus-Kapelle zu einer Synagoge umwidmen zu dürfen. Diese war einige Jahre kaum genutzt geblieben, seitdem die katholische Kirchengemeinde 1860 die Kirche St. Augustin einweihen konnte. Zwischen 1860 und 1873 wurden gelegentlich evangelische Gottesdienst für die Bewohner des Armen- und Altenheims durchgeführt. Der Stadtrat Coburgs stimmte der Nutzung zu und gewährte der jüdischen Gemeinde „zum alleinigen und ewigen Gebrauche" Nutzungsrecht der Kapelle. Im Laufe des Jahres 1873 wurde der Umbau vorgenommen. Dabei wurde unter anderem eine weit in den Raum greifende Frauenempore eingebaut, zu der eine Innentreppe und eine überdachte Außentreppe führten. Im Altarbereich wurde ein Toraschrein eingefügt, davor stand das Lesepult (Almemor) zum Auflegen der Torarolle. 

Die Synagoge wurde geschlossen, die Schlüssel und das Gemeindearchiv wurden beschlagnahmt. Die Torarollen und die Ritualien konnten in die Wohnung des Predigers Hermann Hirsch gebracht werden. Zunächst fand kein Gottesdienst mehr statt; Ab Mai 1933 konnten in einer Betstube in der Wohnung des Predigers Hirsch wieder Gebetsstunden abgehalten werden. Diese Betstube wurde beim Novemberpogrom 1938 mit Inventar und Ritualien zerstört, die Torarollen wurden verbrannt.     

Von den Einrichtungsgegenständen aus der Synagogenzeit in der St.-Nikolaus-Kapelle blieb nichts erhalten. Über dem Eingangstor sind noch Reste hebräischer Buchstaben erkennbar: „Sä HaSchaar LaJJ" = „Dies ist das Tor zum HERRN". Die St.-Nikolaus-Kapelle blieb bis 1945 ungenutzt. Nach Renovierungsarbeiten zog nach dem Krieg die freikirchliche Gemeinde der Baptisten in das Gebäude ein (bis 1961). Seit 1962 wird die Nikolaus-Kapelle von der Alt-Katholischen Gemeinde für Gottesdienste genutzt. Sie wurde mehrfach, zuletzt 2000 bis 2002, umfassend restauriert. 
Die Kapelle wird für über die Nutzung als Gotteshaus der Alt-katholischen Kirchengemeinde für kulturelle Veranstaltungen verwendet, die vor allem auch der interreligiösen Verständigung zwischen den abrahamitischen Religionen dient. So finden u.a. Veranstaltungen in der „Woche der Brüderlichkeit" hier statt. 

Medien
Außenansicht der Nikolaus-Kapelle in der Zeit als Synagoge
Aufnahme der Nikolaus-Kapelle mit Turm in der Zeit als Synagoge in schwarz/weiß
Aufnahmedatum
1929
Fotografiert von
unbekannt
d.akrish
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Alemannia Judaica, aus: "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung"
ggf. URL
http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2083/Coburg%20Bayr%20GZ%2028061929b.jpg
Breite
469
Höhe
590
Lizenz
CC-BY-SA
Mimetype
image/jpeg
St. Nikolaus Kapelle, ehemalige Synagoge
Aufnahmedatum
28.06.2020
Fotografiert von
Judith
Judith
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
eigenes Foto
Breite
3648
Höhe
2736
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Die ehemalige Jüdische Synagoge wird inzwischen von der Altkatholischen Kirchgemeinde genutzt.
Mimetype
image/jpeg
St. Nikolaus Kapelle, ehemalige Synagoge
Aufnahmedatum
28.06.2020
Fotografiert von
Judith
Judith
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
eigenes Foto
Breite
3648
Höhe
2736
Lizenz
CC BY-SA 4.0
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St. Nikolaus Kapelle, ehemalige Synagoge
Aufnahmedatum
28.06.2020
Fotografiert von
Judith
Judith
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
eigenes Foto
Breite
3648
Höhe
2736
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Mimetype
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St. Nikolaus Kapelle, ehemalige Synagoge, Eingangsbereich
Aufnahmedatum
28.06.2020
Fotografiert von
Judith
Judith
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
eigenes Foto
Breite
3648
Höhe
2736
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Mimetype
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St. Nikolaus Kapelle, ehemalige Synagoge, Detail
Aufnahmedatum
28.06.2020
Fotografiert von
Judith
Judith
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
eigenes Foto
Breite
3648
Höhe
2736
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Wiederhergestellte Schriftzeichen über dem Eingangsportal: "Dies ist das Tor zu Gott".
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image/jpeg
Literatur
Puvogel, Ulrike et al., Gedenkstätten für die Opfer der Nationalsozialisten Teil 1, 1995 Bonn Bundeszentrale für politische Bildung.
Redaktionell überprüft
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