Münzgasse 2
95444 Bayreuth
Deutschland
Am Sabbath Para 5520 = 15. März 1760 wurde die Synagoge in Bayreuth eingeweiht. Schon früher hatte Juden in Bayreuth gewohnt. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts hatten sie sich hier angesiedelt und im Jahre 1515 wurden sie zur Auswanderung gezwungen. Reste der alten Judensiedlung sind nicht mehr vorhanden, nur eine Straße führt im Volksmund den Namen 'Judengasse', vielleicht in Erinnerung an vergangene Zeiten. Einzelnen Jüdinnen*Juden wurde später der Zuzug gestattet, besonders wenn man ihrer Dienste bedurfte.
Markgraf Friedrich, dessen Gemahlin die Schwester Friedrichs des Großen war, hatte einen jüdischen Hofmaler, und einige jüdische Hoffaktoren und -agenten. Seinem 'Hof- und Münz-Lieferanten' Moses (Moyes) Seckel aus Bruck gab er 1759 die Erlaubnis zur Ansiedlung von 10 jüdischen Familien, zur Begründung einer Gemeinde und zum Bau einer Synagoge. Somit ist das Jahr 1759 das Gründungsjahr unserer jetzigen Gemeinde.
Am 5. März 1759 erwirbt Moses in Gemeinschaft mit seinem Bruder David 'das alte Comoedien- und Redouten-Hauss' für den Preis von 8.520 Rheinische Gulden und lässt es auf eigene Kosten zur Synagoge umbauen. An der Südseite, die dem neuen Opernhaus zugewendet und von ihm nur durch einen schmalen Gang getrennt ist, finden wir noch die alte Mauer und die alte Form mit vier großen, später vermauerten Rundfenstern. Vanini wird als Baumeister der Synagoge genannt. Sie ist in markgräflichem Barock gehalten; Die Frauengalerie ruht auf acht massiven marmorierten Holzsäulen. Hat das Gotteshaus auch im Innern im Laufe der Zeit mannigfache Veränderungen erfahren, die heilige Lade (Bild 1) zeigt noch die ursprüngliche schöne Form. Den Kreisausschnitt darüber ziert zum ehrenden Gedächtnis an den Stifter Moses, Sohn Seckels aus Bruck, und seine Frau Feigle, Tochter Joels aus Schwabach, eine Inschrift, die uns das Einweihungsdatum überliefert.
Dem Edelsinn des Ehepaares verdanken wir auch einen wertvollen, mit prächtigen Stickereien gezierten Vorhang, der ein Werk des Goldstickers Jospe in Baiersdorf ist. Sein Vater betrieb bereits das gleiche Handwerk, wird er doch mit dem Namen Moyses Goldstücker schon in den Schutzbriefen 1709 und 1712 genannt. Die Gebete für den Landesherrn, Markgrafen Friedrich und seine Gemahlin, in hebräischer und deutscher Sprache (Bild 2 und 3) wurden durch den Künstler J.J. Köppel 1760 auf Pergament geschrieben und mit besonders schönen Wappenzeichnungen geschmückt. Auch diese künstlerisch hervorragenden Handfederzeichnungen sind wohl von Moses Seckel gestiftet.
Die Synagoge blieb zunächst Eigentum des Stifters und wurde der Gemeinde unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Erst sein Bruder und Erbe, der Hofagent David Seckel, hat sie dann 1772 der Gemeinde als Eigentum überlassen.
Die ersten zehn Familien, die nunmehr aus Baiersdorf nach Bayreuth übersiedelten, mussten sich über ihre günstige Vermögenslage ausweisen. In der Urkunde heißt es: „Jeder den Schutz hierher suchende Jud muss wenigstens 4-500 Gulden fr. eigentümliches Vermögen besitzen und sich dieserhalb vor der Rezeption durch ein von dem Rabbiner und Oberparnoss beyzubringendes Attestat genüglich legitimieren."
Die in der NS-Zeit demolierte Synagoge wurde 1946 erstmals renoviert und wurde seitdem wieder von der jüdischen Gemeinde als religiöses Zentrum für Gottesdienste und Feiern genutzt.
1964 bis 1965 erfolgte ein Umbau und eine Neugestaltung des Betraumes nach den Plänen von Architekt Hermann Zvi Guttmann. Damals wurden nach Vorgabe des Leiters der Schlösserverwaltung die Rundbogenfenster durch rechteckige Fenster ersetzt, damit das Haus in der Nachbarschaft zum Opernhaus nicht gleich als Synagoge erkennbar ist.
Seit 2012 wird die Synagoge umfassend saniert. Als älteste barocke Synagoge Deutschlands gilt sie als national bedeutsames Baudenkmal. Im Zusammenhang mit der Sanierung wurde zunächst das rituelle Bad (Mikwe) renoviert. Sie wird von einem (artesischen) Brunnen gespeist, dessen Wasser aus 70 Meter Tiefe ins Becken ohne Pumpe eingeleitet werden kann. Sie gilt nach einem Urteil des Londoner Rabbiner Meir Posen als die reinste Europas. Nach der Einweihung der Mikwe am 16. August 2013 wurden die Sanierungsarbeiten an der Synagoge aufgenommen. Das Gebäude wird kernsaniert. Der Eingang wird an die Westseite verlegt. Die Rundbogenfenster an der Westseite - Richtung Redoutenhaus - werden wieder hergestellt. Die Pläne für den Umbau der Synagoge wurden durch die Architekten Wandel, Hoefer, Lorch + Hirsch aus Saarbrücken erstellt, die auch für die Synagogenbauten in Dresden, München und Köln verantwortlich zeichneten.
Nach der umfassenden Sanierung wird die Synagoge im Frühjahr 2018 wieder eröffnet. Ab März 2018 werden über ein Jubiläumsjahr zahlreiche Veranstaltungen im religiösen und kulturellen Bereich stattfinden.
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