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Kategorie
Adresse

Wolfsthalplatz
63739 Aschaffenburg
Deutschland

Früherer Straßenname
Entengasse 11a
Koordinate
49.9763845, 9.1462482013517

Das mittelalterliche jüdische Wohngebiet befand sich im Stadtzentrum nahe dem Marktbezirk im Bereich der Großen Metzgergasse (heute Dalbergstraße)/Stiftsplatz. Eine Synagoge wird erstmals 1344 genannt. Sie stand vor und nach der Verfolgung in der Pestzeit im Winkel Dalbergstraße/Rathausgasse. Sie wird als „Judenschule" (1363, 1383, 1385, 1397, 1437) bzw. als „synagoga Judeorum" (1402) genannt. Bis Mitte des 15. Jahrhunderts wurde sie für die Gottesdienste der jüdischen Gemeinde verwendet. Aus unbekannten Gründen geriet sie in Verfall und war 1459 vollkommen zerstört.     
       
Nachdem im Laufe der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts jüdische Familien in der Stadt wiederum zuziehen konnten, wurde 1696 eine neue Synagoge eingerichtet, die in den folgenden zwei Jahrhunderten mehrfach erweitert und erneuert wurde. 
  
1838 wurde eine neue Synagogenordnung verabschiedet. Damals stand bereits eine umfassende Instandsetzung und Neueinrichtung der Synagoge am, die 1839/40 durchgeführt wurde.
Beim Novemberpogrom 1938 drangen etwa 30 SA-Leute in die Synagoge ein und legten Feuer. Ritualien, Teppiche, 15 Torarollen, ein kostbarer Toraschrein-Vorhang und das Gemeindearchiv (darunter bis 1760 zurückreichende Akten und Dokumente zur Geschichte der Gemeinde und des Bezirksrabbinates) gingen in Flammen auf, das Gebäude brannte aus. Die umfangreiche Bibliothek wurde beschlagnahmt. In dem intakt gebliebenen jüdischen Gemeindehaus konnte nach der Pogromnacht bis zum Beginn der Deportationen Gottesdienste abgehalten werden. 
      
Nach 1945 kam das Grundstück der ehemaligen Synagoge in den Besitz der Stadt Aschaffenburg. Der Synagogenplatz wurde in Wolfsthalplatz umbenannt (nach dem jüdischen Bankier und Wohltäter Otto Wolfsthal benannt (1872-1942)), der mit sechs Glaubensgenossen vor der Deportation im September 1942 seinem Leben ein Ende gesetzt hatte. Der Platz wurde 1984 nach Plänen des Darmstädter Architekten Philipp Economou als Gedenkstätte neu gestaltet; An der Stelle der Synagoge wurde ein Platanenhain angelegt. Im ehemaligen jüdischen Gemeindehaus wurde 1984 das Dokumentationszentrum der Aschaffenburger Juden eingerichtet (Einweihung am 27. Juli 1984). In den Ausstellungsräumen ist auf 26 Schautafeln die über 700 Jahre währende Geschichte der jüdischen Gemeinde Aschaffenburgs von ihren Anfängen bis zum Ende der NS-Zeit dargestellt. Daneben vermitteln einige wenige erhaltene Kultgegenstände, ergänzt durch Filmvorführungen, Eindruck religiösen Lebens. Durch einen eingebauten Thoraschrein besteht die Möglichkeit, einen jüdischen Gottesdienst abzuhalten. 

Medien
Die ehemalige Synagoge in Aschaffenburg
Die ehemalige Synagoge in Aschaffenburg
admin
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
synagogen.info
Breite
450
Höhe
274
Mimetype
image/jpeg
Partner
synagogen.info
Redaktionelle Kommentar
Joachim Hahn, JoachimSHahn@web.de, Plochingen, Unbekannt,
Literatur
Puvogel, Ulrike, Gedenkstätten für die Opfer der Nationalsozialisten Teil 1, 1995 Bonn.
Schwierz, Israel, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Verlagsanstalt Bamberg Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, 1992 München.
Zacharias, Sylvia, Verein zur Pflege des jüdischen Kulturerbes in Deutschland e. V. in Berlin unter Mitwirkung der Raoul Wallenberg Loge Berlin Synagogen Gemeinden 1933, 1988 Berlin.
Redaktionell überprüft
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