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Kategorie
Adresse

Kameralamtsgasse 6
78628 Rottweil
Deutschland

Koordinate
48.166953, 8.628655

1857 legte Isaak Petersburger zum Andenken an seine Frau Franziska geb. Degginger mit 25 Gulden den Grundstock für eine neue Synagoge in Rottweil. Im folgenden Jahr konnte für 80 Gulden eine neue Torarolle und ein neuer Toraschrein angeschafft werden. 1861 erwarb der Synagogenbauverein in der Cameralamtsgasse 6 ein Grundstück mit einem Gebäude, das noch im selben Jahr für gottesdienstliche Zwecke umgebaut wurde. Im Erdgeschoss dieses Gebäudes richtete man ein Betsaal ein. Der Synagogenbauverein vermietete zunächst auf drei Jahre (1861-64) das Gebäude an die jüdische Gemeinde. Die Plätze in der Synagoge wurden durch das Los verteilt; erst 1865 sind sie als erbliches Eigentum versteigert worden. 1865 übernahm die jüdische Gemeinde das Gebäude für 3.235 Gulden. Damals wollte die Rottweiler Gemeinde zugleich selbständig werden. Doch blieben die Bemühungen erfolglos, aus dem Status einer Filialgemeinde zu Mühringen herauszukommen. Einige Einrichtungsgegenstände wurden durch Stiftungen erneuert. So kam von Familie Leopold Wälder 1879 eine blaue Decke für das Vorlesepult und 1888 eine neue Torarolle, von Familie Bernheim 1879 ein neues "ewiges Licht", von Familie Bikard einige Jahre später ein neuer Vorhang für den Toraschrein Im September 1882 wurde ein Harmonium angeschafft. 1894 wurde das elektrische Licht eingeführt, das einen Aufwand von 208 Mark erforderte. 1903 beschloss die Gemeinde, die Synagogenplätze zu vermieten. 1909 erhielt die Synagoge eine neue Heizung.

Schon in den 1920er-Jahren war es nicht immer einfach, die notwendige Zehnzahl der Männer zum Gottesdienst zusammenzubekommen. Schwierig war es vor allem in den Sommermonaten, wenn einige Familien im Urlaub waren. 1932 wurde von Ende Juli bis Anfang September kein Gottesdienst gefeiert, da Oberlehrer Straßburger zur Kur in Bad Orb weilte und die Gemeinde keinen Stellvertreter angefordert hatte.

Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Betsaal von SA-Männern aus Rottweil und Schwenningen demoliert. Die Torarollen, der Toraschrein, die Lesepulte, Decken, Vorhänge, Tische und Bänke wurden mit allen anderen beweglichen Gegenständen auf der Straße vor der Synagoge verbrannt. Die Gedenktafeln mit den Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Rottweiler Juden wird zerstört. Die Rottweiler Feuerwehr war anwesend, achtete jedoch nur darauf, dass die Nachbarhäuser nicht beschädigt wurden.

Nach 1945 diente das Gebäude als Wohn- und Geschäftshaus (zunächst einer Teppichweberei, danach eines Radiogeschäft). Der Betsaal wurde 1982 vom Stadtjugendring restauriert. Er ist bereits zuvor und bis zur Gegenwart als Schulraum einer Fahrschule benutzt worden. Am Gebäude ist seit 1979 eine Hinweistafel vorhanden. 2003 wurden Verhandlungen über den Rückerwerb des Raumes durch die neue jüdische Gemeinde Rottweils aufgenommen, die zunächst kein Ergebnis brachten.

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