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Kategorie
Adresse

Rudelsweiherstraße 85
91054 Erlangen
Deutschland

Koordinate
49.611913, 11.003499

Der jüdische Friedhof von Erlangen liegt am Nordhang des Burgberges (Rudelsweiherstr. 85). Er hat eine Größe von etwa 2800 qm und wurde 1891 angelegt. Es sind 184 Grabsteine erhalten.

Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Baiersdorf beigesetzt, bis 1891 ein eigener Friedhof in Erlangen angelegt werden konnte. Eine längere Zeit der Planung und Beantragung war vorausgegangen. Zunächst hatte die Israelitische Kultusgemeinde Erlangen mehrere ablehnende Bescheide von den zuständigen Behörden erhalten, bis im April 1891 durch einen Plenarbeschluss des Stadtmagistrates die Errichtung eine Begräbnisplatzes „Auf dem Berg 11 1/2" gestattet wurde. Der Friedhof wurde am 30. September 1891 durch den Fürther Distriktrabbiner Dr. Jakob Neuburger eingeweiht.

Knapp zwei Monate nach der Einweihung des Friedhofes wurde im November 1891 als erster Max Aronstein beigesetzt; sein Grab befindet sich am Westrand des Friedhofes. Unter den in den folgenden Jahrzehnten beigesetzten Personen sind auch zwei der drei Religionslehrer der jüdischen Gemeinde: Moritz Morgenthau und Leopold Katz; der letzte jüdische Lehrer (Justin Fränkel) starb in der Emigration.

In der NS-Zeit wurden noch bis 1939 Beisetzungen vorgenommen. Kurz davor war der Friedhof geschändet und weitgehend verwüstet worden. Waren in der Nacht zum 28. Mai 1939 die ersten Grabsteine „von unbekannter Hand" (wie die Presse schrieb) umgeworfen worden, so folgte mit Ausnahme von ca. 20 Epitaphen vier Wochen später der Rest. 1940 hat man im Zusammenhang mit der reichsweit verordneten sog. „Metallspende" fast alles vom Friedhof gestohlen, was an den Gräbern in metallener Form befestigt gewesen ist (lediglich zwei Bronze-Ösen, und eine verzierte Stahl-Stange finden wir heute noch vor). Am 25. August 1942 waren, mit Ausnahme von Hildegard Laink-Vißing geb. Katz die letzten verbliebenen Jüdinnen*Juden aus Erlangen weggeschafft worden - ihre Mutter und die Schwester Gottliebe Benesi geb. Katz mit Ehemann und Kindern. Am 14. September 1942 wurde das Grundstück durch die Bewohner des Friedhofshauses von der Reichsvereinigung der Deutschen Juden in Berlin käuflich erworben, wozu ein notariell beglaubigter Kaufvertrag aufgesetzt wurde.

Nach 1945: Nach Kriegsende wurde die Friedhofsanlage auf Anordnung der amerikanischen Behörden instandgesetzt. 1946 trat das Gesetz zur Rechtslage der Religionsgesellschaften in Bayern in Kraft, demzufolge jene Vermögensstücke zurückzugeben seien, die am 1. Januar 1933 im Besitz der Religionsgemeinschaften gewesen sind, und die ihnen während der nationalsozialistischen Regierungszeit entzogen worden waren. Der den Friedhof betreffende Vorgang wurde am 27. April 1946 mit Antwortschreiben des Erlanger Oberbürgermeisters Hammerbacher an den Herrn „Staatskommissar für die Betreuung der Juden in Bayern" aktenkundig gemacht. Erst 1951 wurde die Eigentumsübertragung des Friedhofgrundstücks von 1942 rückgängig gemacht und zu Gunsten des Landesverbandes der israelitischen Gemeinden Bayerns entschieden. (So umstritten derartige Eigentumswechsel heute betrachtet werden, kann man nicht daran vorbeisehen, dass die „Privatisierung" des Friedhofs entscheidend dazu beigetragen haben wird, dass er überhaupt in seinem (wenn auch vandalisierten) Zustand erhalten blieb). Seit den 1950er-Jahren wurde das Friedhofsgrundstück von den im ehemaligen Tahara-Haus verbliebenen Bewohnern betreut und gepflegt.

Der jüdische Friedhof Erlangen ist von einer Hecke und einem Drahtzaun umgeben. Am 6. November 1983 wurde ein Gedenkstein für die in der NS-Zeit ausgelöschte Gemeinde aufgestellt. Der Erlanger bildende Künstler Gerhard Schmidt-Kahler hat dafür eine Bronze-Kartusche mit Reliefabbildung einer Menorah geschaffen. Erinnert wird mit ihm an die in der NS-Zeit geflohenen und umgekommenen jüdischen Erlanger, die in Konzentrationslagern ermordet wurden oder durch Suizid starben. Das Denkmal war eines der früheren derartigen Denkmäler in Deutschland gewesen, und entsprach dem zurückhaltenden Stil der Zeit bei solchen Anlagen. Es war in den vergangenen Jahrzehnten immer der zentrale Ort des Erlanger Gedenkens für die Trauerfeiern zur „Nacht der Schande" um den 9. November herum gewesen. Diese integrierend wirkende Funktion an dem einzigen Ort in Erlangen, der immer den Erlanger Juden gehörte, hat das Denkmal mittlerweile verloren: heute finden die Feiern an einem anderen Ort statt.

Zahl der Gräber auf dem Friedhof: Bis Oktober 1939 wurden 160 Personen bestattet. 141 Namen von Erwachsenen sind überliefert. Hinzu kommen 20 Kindergräber, davon sind sieben namentlich bekannt. Ein Gefallenendenkmal ist als Grabstein gestaltet. An sieben Grabstellen finden sich Gedenkinschriften, die nach Mai 1945 angebracht worden sind. Acht Grabstellen waren für Ehegatten reserviert gewesen. Nach der Befreiung Deutschlands erfolgten drei namentlich bekannte Beerdigungen, vielleicht noch vier weitere; nur ein Grab von diesen hat einen Grabstein. Ein ehemaliger Grabstein von etwa 1910 und zwei Postamente, die 2015 gefunden wurden, können nicht mehr zugeordnet werden.


Seit der Neugründung der jüdischen Gemeinde in Erlangen ist der Friedhof wieder für Beisetzungen dieser Gemeinde geöffnet. Bis 1. März 2018 sind dort 40 Grabstellen angelegt bzw. reserviert worden.
 

Medien
Jüdischer Friedhof Erlangen
Grabsteine verschiedener Größe im Grünen
Aufnahmedatum
14.05.2015
Fotografiert von
UlrichAAB
d.akrish
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Wikimedia Commons
ggf. URL
https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Friedhof_(Erlangen)#/media/File:J%C3%BCdischer_Friedhof_(Erlangen).jpg
Breite
3264
Höhe
1836
Lizenz
CC BY-SA 3.0
Mimetype
image/jpeg
Taharahaus auf dem jüdischen Friedhof in Erlangen
Rotes Haus mit Garten
Fotografiert von
Janericloebe
d.akrish
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Wikimedia Commons
ggf. URL
https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Friedhof_(Erlangen)#/media/File:Erlangen_Juedischer_Friedhof_002.JPG
Breite
3808
Höhe
2508
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Gemeinfrei
Mimetype
image/jpeg
Publikationsdatum Text
01.09.2009
Erlangen Friedhof StA Erlangen
Erlangen Friedhof StA Erlangen
Fotografiert von
Stadtarchiv Erlangen (6.A.III.12524)
admin
Breite
7468
Höhe
7522
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cc by-sa 4.0
Beschreibung
Situationsplan für die Anlage des jüdischen Friedhofs, 1891.
Partner
Haus der Bayrischen Geschichte
Erlangen Friedhof StA Erlangen
Erlangen Friedhof StA Erlangen
Fotografiert von
Stadtarchiv Erlangen (6.A.III.12524)
admin
Breite
7205
Höhe
13600
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cc by-sa 4.0
Beschreibung
Grundriss und Querschnitt des Tahara-Hauses auf dem Friedhof, 1891.
Partner
Haus der Bayrischen Geschichte
Redaktionell überprüft
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