Das jüdische Leben der Stadt lässt sich mit Hilfe von schriftlichen Quellen bis in das 10. Jahrhundert zurückverfolgen, wobei davon ausgegangen wird, dass die Zuwanderung noch weiter zurückliegt. So gibt es Hinweise darauf, dass sich Jüdinnen*Juden bereits in der römischen Zeit in der Region um Bobertumagus bzw. Civitas Vangionum aufhielten - Die Stadt erhielt ihren heutigen Namen erst im 6./7. Jahrhundert. Nach Streifzügen von Kreuzfahrern zum Ende des 11. Jahrhundert konnte sich das jüdische Leben der Stadt zur Jahrhundertwende hin wieder erholen. Das „Jerusalem am Rhein" galt während des Mittelalters als Zentrum aschkenasischer Lehre. Unterstützt wurde dieser Umstand durch zugestandene Garantien wie den Schutz von Leben und Eigentum, die das Privileg Kaiser Heinrichs IV. im Jahr 1090 mit sich brachte. Im 13. Jahrhundert mussten die Jüdinnen*Juden in ein separates Judenviertel umziehen - Sie galten von da an als „Leibeigene der Stadt Worms". Über 400 jüdische Opfer zählten die Ausschreitungen von 1349. Erst nachdem einige Jahrzehnte darauf wieder jüdische Familien aufgenommen wurden - wenn auch nur aus finanziellen Gründen, konnte die Gemeinde wieder Zuwachs verzeichnen.
Vor allem im 16. Jahrhundert wanderten immer mehr Jüdinnen*Juden zu. Doch sollte diese positive Entwicklung nur bis zum Ende des 17. Jahrhunderts anhalten: So überfielen im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1689 französische Truppen die Stadt. Das Wohnviertel sowie auch die Synagoge fielen den Flammen anheim.
Während der französischen Besatzung 100 Jahre darauf wurde das Viertel aufgelöst, doch blieben die Familien weiter dort leben. Im 19. Jahrhundert lässt sich eine liberale Bewegung innerhalb der Glaubensgemeinde beobachten. Die Antwort darauf war der Bau einer neuen Synagoge, die von Leopold Levy finanziert wurde. Somit fanden auch orthodoxe Mitglieder wieder einen Ort für ihre Gottesdienste.
Die Entwicklung bis zu den 1930er Jahren war durchgehend steigend, was die Mitgliederzahlen anbelangt (1905: ca. 1300 Personen). Die Neue Synagoge wurde während des Novemberpogroms geschändet, im Zuge der Bombardements 1945 beschädigt und infolgedessen zwei Jahre darauf abgebrochen.
Die rege Arbeit an der Vergangenheit jüdischen Lebens in Worms führte zu einer weitgehenden Restaurierung des jüdischen Wohnviertels sowie zur Eröffnung des Stadtarchivs und des Judaica-Museums im Raschi-Haus im Jahr 1982.
Neuen Kommentar hinzufügen