Museum jüdischer Altertümer

Complete profile
90
Kategorie
Adresse

Konstablerwache
60313 Frankfurt am Main
Deutschland

Früherer Straßenname
Fahrgasse 146
Koordinate
50.1142105622, 8.6863338536442

Die Liegenschaft wurde 1809 von Amschel Mayer von Rothschild erworben und von dem Architekten Philipp Jacob Hoffmann mit einem repräsentativen Gebäude im Stil des Frankfurter Klassizismus bebaut. Ab 1813 fungierte es als Handelskontor der Firma M. A. Rothschild & Söhne. Standort und Charakter des Gebäudes verraten viel über die damalige gesellschaftliche Stellung der Familie Rothschild. Dazu schrieb die Historikerin Lisbeth Ehlers: „Das Haus an der Schnittstelle zwischen der ehemaligen Judengasse und der Stadt (…) unterstrich den Anspruch der Rothschilds auf Zugehörigkeit zur bürgerlichen Oberschicht Frankfurts.“ Das Bankhaus Rothschild wurde nach dem Tod von Wilhelm Carl von Rothschild im Jahr 1901 liquidiert. Gemäß Testament ging das Bürogebäude an der Fahrgasse 146 an die Israelitische Gemeinde über mit der Maßgabe auf einer Etage ein Museum einzurichten. Im Erdgeschoss befand sich die Gemeindebibliothek und das Archiv der Israelitischen Gemeinde. Im ersten Stockwerk wurde das Museum jüdischer Altertümer eingerichtet. Im zweiten und dritten Geschoss waren Gemeindeverwaltung sowie die Sitzungssäle des Gemeindevorstands und der Gemeindevertretung untergebracht. Das Museum jüdischer Altertümer bestand von 1922 bis 1938. In der Dauerausstellung und den Wechselausstellungen wurden anhand von Objekten „ästhetischer Kunstgenuss und kulturgeschichtliches Hintergrundwissen aus der Frankfurter jüdischen Geschichte“ (Rauschenberger 2006) vermittelt. Leihgaben und Schenkungen kamen unter anderem von der Familie Rothschild und dem Historischen Museum Frankfurt. 1936 wurde ein Extra-Raum für die jüdischen Kultgegenstände des Kunstsammlers Sigmund Nauheim eingerichtet, welche überwiegend aus Chanukka-Leuchtern, Besamimbüchsen und Etrogdosen bestand. Gebäude und Interieur wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 verwüstet und geplündert. Die Kunst- und Kultusobjekte wurden von der Geheimen Staatspolizei konfisziert. Teile der Sammlung brachte das „Stadtgeschichtliche Museum“ in seinen Besitz. Die beiden im Museum jüdischer Altertümer tätigen Kuratoren Hermann Gundersheimer und Guido Schönberger flohen 1939 vor den Nationalsozialisten ins US-amerikanische Exil. Die geraubten Objekte gingen im Zuge der Restitution an verschiedene jüdische Organisationen und Einrichtungen. Im Jüdischen Museum Frankfurt werden heute Einzelstücke aus der Sammlung des Museums jüdischer Altertümer aufbewahrt und ausgestellt. Das in den Jahren 1810 bis 1813 erbaute Haus an der Fahrgasse 146 wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und in den 1950er Jahren eingeebnet. Heute würde sich das Gebäude ungefähr zwischen den Hausnummern Zeil 57 und 65 befinden.

Ereignisse
Medien
Im Stil des Frankfurter Klassizismus: Das Gebäude Fahrgasse 146
Im Stil des Frankfurter Klassizismus: Das Gebäude Fahrgasse 146
Aufnahmedatum
1935
ggf. Urheber / Künstler
nicht feststellbar
Jüdisches Muse…
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Best. S7A Nr. 1998-3129.
Breite
2948
Höhe
2245
Lizenz
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt
Ausstellungsraum des Museums jüdischer Altertümer
Ausstellungsraum des Museums jüdischer Altertümer
Aufnahmedatum
um 1930
Jüdisches Muse…
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Jüdisches Museum Frankfurt
Breite
878
Höhe
1181
Lizenz
Rechte vorbehalten
Büroräume der Rothschild-Bank
Büroräume der Rothschild-Bank
Aufnahmedatum
um 1930
Jüdisches Muse…
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Jüdisches Museum Frankfurt
Breite
1181
Höhe
881
Lizenz
Rechte vorbehalten
Die Behelfsgaststätte an der Ecke Fahrgasse/Börnestraße wurde 1957 abgerissen
Notdürftig hergerichtetes Erdgeschoss mit Schankwirtschaft "Burckshof"
Aufnahmedatum
1956
ggf. Urheber / Künstler
Trümmerverwertungsgesellschaft
Jüdisches Muse…
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Wirtschaftsarchiv, W1-23, Nr. 74
Breite
3368
Höhe
2245
Lizenz
Rechte vorbehalten
An diesem Straßenschild auf der Südseite der Konstablerwache befand sich das Museum jüdischer Altertümer
An diesem Straßenschild auf der Südseite der Konstablerwache befand sich das Museum jüdischer Altertümer
Aufnahmedatum
2025
Fotografiert von
Fedor Besseler
Jüdisches Muse…
Breite
3468
Höhe
4624
Lizenz
gemeinfrei
Literatur
Hessisches Hauptstaatsarchiv, Regierungspräsidien als Entschädigungsbehörden, Best. 518 Nr. 1218.
Hessisches Hauptstaatsarchiv, Regierungspräsidien als Entschädigungsbehörden, Best. 518 Nr. 1837.
Hessisches Hauptstaatsarchiv, Innenministerium, Best. 503 Nr. 7357.
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Magistratsakten, A.02.01, Nr. S-1552.
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Magistratsakten, A.02.01 Nr. 9392.
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Bauaufsicht, A.63.04 Nr. 397.
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Stadtarchiv, A.47 Nr. 30.
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Sammlung Ortsgeschichte, Best. S3, Nr. 5448.
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Sammlung Ortsgeschichte, Best. S3, Nr. 8242.
Erich Toeplitz: Das Museum jüdischer Altertümer. In: Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main 1 (1922/23), Nr. 6, S. 1f.
Hermann Gundersheimer: Bedeutung und Aufgaben des Museums jüdischer Altertümer. In: Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main 12 (1933/34), Nr. 8, S. 314f.
Ehlers, Lisbeth, Die Rothschilds in Frankfurt, in: Jüdisches Museum Frankfurt (Hrsg.), Die Rothschilds. Bd. 1: Eine europäische Familie [Begleitbuch], Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1994, S. 173-189.
Bartetzko, Dieter, Märchen, Schlösser – Über die Bauten der Familie Rothschild in Frankfurt am Main, in: Jüdisches Museum Frankfurt (Hrsg.), Die Rothschilds. Bd. 2: Beiträge zur Geschichte einer europäischen Familie, Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1994, S. 225-246.
Heimann-Jelinek, Felicitas (Hrsg.), Was übrig blieb: das Museum Jüdischer Altertümer in Frankfurt 1922 - 1938; [Ausstellung d. Jüd. Museums d. Stadt Frankfurt am Main, 9. November 1988 - 12. Februar 1989], Jüdisches Museum Frankfurt, Frankfurt am Main 1988.
Rauschenberger, Katharina, Das Museum jüdischer Altertümer 1922-1938: Die Entstehung einer neuen Wissenschaft und ihr gewaltsames Ende, in: Jüdisches Museum Frankfurt (Hrsg.), Die Pracht der Gebote. Die Judaica-Sammlung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, Wienand-Verlag, Köln 2006, S. 12-23.
Rauschenberger, Katharina, Jüdische Kunstgeschichte in feindlicher Umwelt. Hermann Gundersheimer und Guido Schönberger am Museum jüdischer Altertümer, in: Wiese, Christian et al. (Hrsg.), Das jüdische Frankfurt – von der NS-Zeit bis zur Gegenwart, De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2024, S. 55-80.
Schönberger, Guido, Das ehemalige Jüdische Museum in Frankfurt am Main, in: Historisches Museum Frankfurt (Hrsg.), Synagoga: Jüdische Altertümer, Handschriften und Kultgeräte: [Ausstellung Synagoga] / Historisches Museum Frankfurt am Main, 17. Mai - 16. Juli 1961, Ner-Tamid-Verlag, Frankfurt am Main 1961 [S. 14-20].
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