Brzeźno 1
55-110 Brzeźno
Polen
<p>Noch vor Ende des Jahres 1935 wurde die Gründung einer nicht-zionistisch geprägten Auswanderungsschule für deutsch-jüdische Jugendliche beschlossen, die eine Alternative zu den Hachscharot bieten sollte. Am 16. Januar 1936 fand in den Räumen der Reichsvertretung der Juden in Deutschland (RV) die konstituierende Versammlung statt. Im Kuratorium und im Arbeitsausschuss wirkten Vertreter:innen der wichtigsten jüdischen Organisationen Deutschlands, mit Ausnahme der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD), mit. Für die Etablierung des Lehrgutes waren, neben der RV, vor allem der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV), der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF) und der Bund deutsch-jüdischer Jugend (BdjJ) von zentraler Bedeutung. Die Leitung des Gutes sowie die geistige und charakterliche Erziehung der jungen Menschen wurde Curt Bondy übertragen, einem habilitierten Psychologen, der sich in der Weimarer Zeit mit seinen Reformbemühungen im Jugendstrafvollzug einen Namen gemacht hatte und selbst jugendbewegt und reformpädagogisch sozialisiert war. Geplant war die Ausbildung von bis zu 125 Jugendlichen im Alter zwischen 15 bis 23 Jahren in Landwirtschaft, Gartenbau und Handwerk, respektive Hauswirtschaft für die weiblichen Teilnehmer:innen. Die tatsächliche Belegschaft variierte über die Jahre jedoch deutlich. So lebten Ende 1936 erst 70 Auszubildende auf dem Gut, bis Sommer 1937 wuchs die Belegschaft auf rund 100 Personen. Das anvisierte Ziel war eine Gemeinschaftssiedlung in Übersee und, damit einhergehend, eine langfristige Verwurzelung der Auszubildenden in der Landwirtschaft.Nach langer Suche und in Ermangelung besserer Alternativen pachtete die RV im April 1936 das Gut Groß-Breesen im ehemaligen Niederschlesien, rund 30 Kilometer nördlich von Breslau. Dieses war im Besitz der polnisch-jüdischen Familie Rohr, die 1933 nach Polen geflohen war. Schon in den Jahren 1930/31 war das Gut vom Hechaluz für die Hachschara genutzt worden. </p>
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