Wittelsbacher Allee 35 (Gedenktafel)
60316 Frankfurt am Main
Deutschland
Der aus Darmstadt stammende Kaufmann Julius Pfungst war nach seiner Niederlassung in Frankfurt zunächst in der Verarbeitung von Hasen- und Kaninfellen tätig. Im Jahr 1871 gelang ihm jedoch ein Coup, der den Erfolg des Familienunternehmens begründen sollte: Er erwarb das Alleinverkaufsrecht für den auf der griechischen Insel Naxos abgebauten Schmirgel in Deutschland. Im selben Jahr erfolgte die Gründung der „Gesellschaft des ächten Naxos-Schmirgels“ durch Pfungst. In den folgenden Jahrzehnten baute er die industrielle Produktion des begehrten Schleifmittels in großem Stil aus. Hinzu kam die Fabrikation von Schleifmaschinen. Die Werkhalle an der „Klickerbahn“ (heute Waldschmidtstraße 43) erreichte bald ihre Kapazitätsgrenze und es wurden neue Fabrikgebäude an der Wittelsbacher Allee errichtet. Die Naxos-Union übernahm mit der Gründung eines Arbeiter-Pensionsfonds soziale Verantwortung für die Arbeitnehmerschaft. Auch Arthur Pfungst als Nachfolger seines 1899 verstorbenen Vaters Julius Pfungst fühlte sich dem Gemeinwohl verpflichtet. Er unterstützte die Gründung einer Volksbücherei und förderte die Bestrebungen der Volksbildung. In seinem Testament verfügte er die Gründung einer Stiftung, welche den Reinertrag der Naxos-Union zur Förderung der Arbeiterbildung einsetzen sollte. Die Dr. Arthur Pfungst-Stiftung wurde 1918 gegründet und ab 1922 von Marie Eleonore Pfungst, der Schwester von Arthur Pfungst, geleitet. Auf Druck der Nationalsozialisten schied sie 1936 aus der Stiftung aus. Geschäftsführer der Stiftung und der Naxos-Union wurde Rudolf Herbst, welcher bereits 1900 in das Unternehmen eingetreten war. 1939 Umbenennung der Stiftung in „Waldschmidt-Stiftung”; nach 1945 wurde der alte Stiftungsname wiederhergestellt. Marie Eleonore Pfungst wurde 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. In den Jahren 1942 bis 1944 beschäftigte die Naxos-Union mehr als 700 Zwangsarbeiter*innen aus diversen Ländern. 1989 wurde die Naxos-Union in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Mehrere Produktionsstätten der früheren Naxos-Union befinden sich heute im Besitz der DVS Technology Group mit Sitz in Dietzenbach. In der erhalten gebliebenen und unter Denkmalschutz stehenden Naxoshalle (Waldschmidtstraße 19) sind heute verschiedene kulturelle Einrichtungen wie das Theater Willy Praml, das Kabarett „Die KäS“, das naxos.KINO und das Theater Studio Naxos untergebracht.
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