Naxos-Union

Complete profile
90
Kategorie
Adresse

Wittelsbacher Allee 35 (Gedenktafel)
60316 Frankfurt am Main
Deutschland

Früherer Straßenname
Wittelsbacher Allee 29/Waldschmidtstraße 43
Koordinate
50.119188348613, 8.7024648052165

Der aus Darmstadt stammende Kaufmann Julius Pfungst war nach seiner Niederlassung in Frankfurt zunächst in der Verarbeitung von Hasen- und Kaninfellen tätig. Im Jahr 1871 gelang ihm jedoch ein Coup, der den Erfolg des Familienunternehmens begründen sollte: Er erwarb das Alleinverkaufsrecht für den auf der griechischen Insel Naxos abgebauten Schmirgel in Deutschland. Im selben Jahr erfolgte die Gründung der „Gesellschaft des ächten Naxos-Schmirgels“ durch Pfungst. In den folgenden Jahrzehnten baute er die industrielle Produktion des begehrten Schleifmittels in großem Stil aus. Hinzu kam die Fabrikation von Schleifmaschinen. Die Werkhalle an der „Klickerbahn“ (heute Waldschmidtstraße 43) erreichte bald ihre Kapazitätsgrenze und es wurden neue Fabrikgebäude an der Wittelsbacher Allee errichtet. Die Naxos-Union übernahm mit der Gründung eines Arbeiter-Pensionsfonds soziale Verantwortung für die Arbeitnehmerschaft. Auch Arthur Pfungst als Nachfolger seines 1899 verstorbenen Vaters Julius Pfungst fühlte sich dem Gemeinwohl verpflichtet. Er unterstützte die Gründung einer Volksbücherei und förderte die Bestrebungen der Volksbildung. In seinem Testament verfügte er die Gründung einer Stiftung, welche den Reinertrag der Naxos-Union zur Förderung der Arbeiterbildung einsetzen sollte. Die Dr. Arthur Pfungst-Stiftung wurde 1918 gegründet und ab 1922 von Marie Eleonore Pfungst, der Schwester von Arthur Pfungst, geleitet. Auf Druck der Nationalsozialisten schied sie 1936 aus der Stiftung aus. Geschäftsführer der Stiftung und der Naxos-Union wurde Rudolf Herbst, welcher bereits 1900 in das Unternehmen eingetreten war. 1939 Umbenennung der Stiftung in „Waldschmidt-Stiftung”; nach 1945 wurde der alte Stiftungsname wiederhergestellt. Marie Eleonore Pfungst wurde 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. In den Jahren 1942 bis 1944 beschäftigte die Naxos-Union mehr als 700 Zwangsarbeiter*innen aus diversen Ländern. 1989 wurde die Naxos-Union in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Mehrere Produktionsstätten der früheren Naxos-Union befinden sich heute im Besitz der DVS Technology Group mit Sitz in Dietzenbach. In der erhalten gebliebenen und unter Denkmalschutz stehenden Naxoshalle (Waldschmidtstraße 19) sind heute verschiedene kulturelle Einrichtungen wie das Theater Willy Praml, das Kabarett „Die KäS“, das naxos.KINO und das Theater Studio Naxos untergebracht.

Ereignisse
Medien
Gedenktafel an der Wittelsbacher Straße 33-35
Gedenktafel an der Wittelsbacher Straße 33-35
Aufnahmedatum
2024
Fotografiert von
Fedor Besseler
Jüdisches Muse…
Breite
3468
Höhe
4624
Lizenz
gemeinfrei
Porträts von Julius, Marie Eleonore, Arthur und Rosette im Durchgang Wittelsbacher Allee 27, künstlerische Gestaltung: Gündem Gözpinar
Porträts von Julius, Marie Eleonore, Arthur und Rosette im Durchgang Wittelsbacher Allee 27
Aufnahmedatum
2024
Fotografiert von
Fedor Besseler
Jüdisches Muse…
Breite
4000
Höhe
3000
Lizenz
gemeinfrei
Abbildungen von Schleifmaschinen der Naxos-Union
Abbildungen von Schleifmaschinen der Naxos-Union
Aufnahmedatum
1900
Jüdisches Muse…
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Naxos-Union
Breite
2000
Höhe
1779
Lizenz
gemeinfrei
Literatur
Paul Arnsberg, Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution, Bd. 3, Eduard Roether Verlag, Darmstadt 1983, S. 344-346.
Mile Braach, Marie Eleonore Pfungst (1862-1943), Fritz Bauer Institut, Frankfurt am Main 1995.
Björn Fischer/Amélie Neumann/Jan Philipp Stange, Gegen das Vergessen: Die Naxos-Halle im Nationalsozialismus, Studio Naxos/Theater Willy Praml, Frankfurt am Main 2020.
Volker Rödel, Naxos-Union 1871-1993/Dr.-Arthur-Pfungst-Stiftung 1918-1993, [kein Verlag], Frankfurt am Main 1993.
Redaktionell überprüft
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