Baumweg 5-7
60316 Frankfurt am Main
Deutschland
Das Gebäude im Baumweg 5-7 beherbergte von 1907 bis 1938 den Moritz und Johanna Oppenheim‘schen Kindergarten für Israeliten. Während des Zweiten Weltkrieges wurde in der „arisierten“ Liegenschaft der Kindergarten der NS-Volkswohlfahrt untergebracht. Unmittelbar nach der Befreiung Frankfurts durch die US-Army im März 1945 wurde die Liegenschaft der Jüdischen Gemeinde zur Verfügung gestellt und eine Betreuungsstelle für Jüdinnen und Juden eingerichtet. Nach Renovierung und Umbau des Gebäudes konnte am 10. März 1949 die Baumweg-Synagoge im vorderen Teil des Hauses eingeweiht werden. Der Architekt Hermann Zvi Guttmann entwarf den Anbau, der 1956 als „Haus der Gemeinde“ eingeweiht werden konnte. Die Gemeindeverwaltung befand sich ebenso wie die Büros des Landesrabbiners im ersten Stock. In jenen Jahren wurde das Kulturprogramm der wiederbegründeten Gemeinde massiv ausgebaut: Regelmäßige Vorträge zu politischen, historischen und religiösen Themen fanden ebenso statt wie Konzerte und Kabarett. Rabbiner Isaak Emil Lichtigfeld führte dienstagabends einen Schiur (hebr. „Unterrichtsstunde“) durch. Für Kinder wurde eigens ein festliches Beisammensein an den Schabbatabenden veranstaltet. Ab 1958 befand sich auch das Jugendzentrum der Jüdischen Gemeinde im Baumweg 5-7. Auf Einladung der jüdischen Studentenvereinigung „Israela“ referierte Theodor W. Adorno am 10. Februar 1963 im Haus der Gemeinde zum Thema Antisemitismus. Im selben Jahr gründeten der Regisseur Günther Goebel und der Jugendleiter Naftali Carny vor Ort das Haskala-Theater, die erste jüdische Theatergruppe der Bundesrepublik. Nicht zuletzt fanden die Sitzungen des Gemeinderates im Baumweg statt. Teile der Gemeindeverwaltung, insbesondere die Sozialabteilung, zogen später in das ehemalige Philanthropin in der Hebelstraße um. Mit der Einweihung des neuen Gemeindezentrums in der Savignystraße (heute: Ignatz Bubis-Gemeindezentrum) verlor das „Haus der Gemeinde“ im Baumweg weitgehend seine Funktion.
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