Waldschmidtstraße 129-131
60314 Frankfurt am Main
Deutschland
In den 1950er Jahren errichtete die Nassauische Heimstätte (heute: Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt (NHW)) in Kooperation mit der Stadt Frankfurt am Main auch Wohnungen für Überlebende der Schoa. Zu diesem Zweck erhöhte die Stadt 1953 ihre Kapitaleinlagen zugunsten der Heimstätte und von ihr betreuter Wohnungsbaugesellschaften um zwei Millionen D-Mark. Mit diesem Betrag baute die Nassauische Heimstätte im Ostend, genauer in der Waldschmidtstraße/Ecke Röderbergweg 30 Sozialwohnungen für sogenannte „DP“ (displaced persons); es handelte sich um etwa 125 jüdische Frauen, Männer und Kinder, die aus dem bis 1957 aufgelösten bayerischen DP-Lager Föhrenwald bei Wolfratshausen nach Frankfurt kamen. Außer der Main-Metropole hatten sich acht westdeutsche Städte zur Aufnahme von „DP“ bereit erklärt. Vorausgegangen waren langwierige Streitigkeiten um das Baugelände zwischen Freistaat Bayern, Bund und Kommune, doch schließlich konnten die Wohnungen 1957 bezogen werden; allerdings gegen den Willen des Frankfurter Sozialdezernent Rudolf Prestel, der keine jüdischen „DP“ aufnehmen wollte. Schnell etablierte sich für die beiden Gebäude in der Waldschmidtstraße 129 und 131 unter nichtjüdischen Frankfurter*innen die diffamierende Bezeichnung „Judenblock“. In Kindheitserinnerungen von Zeitzeug*innen heißt es: „Wir waren die Underdogs. Wir waren die osteuropäischen Juden im Ostend.“ Die Generation der Eltern sprach fast ausschließlich Jiddisch; die Generation der Großeltern war in der Schoa ermordet worden. Im Vergleich zu anderen Neubauten der Nassauischen Heimstätte war die Ausstattung der Wohnungen, etwa im Bereich Küche und Sanitär, primitiver ausgefallen.
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