Zeil 51/An der Staufenmauer
60313 Frankfurt am Main
Deutschland
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts, nach der schrittweisen Niederlegung der Judengasse, des ehemaligen Ghettos, entstanden auf den Abbrucharealen gründerzeitliche Wohn- und Geschäftshäuser. Zu den Neubauten zählte das bekannte Café Goldschmidt, prominent situiert in unmittelbarer Nähe der 1860 eingeweihten Hauptsynagoge. Über die Entstehung gibt es unterschiedliche Informationen; vermutlich ging das Café Gundersheim der Brüder Moses und Joseph Gundersheim, das bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts existierte, im späteren Café Goldschmidt auf; Inhaber war der Cafetier Benedikt Josef Goldschmidt. Das Café Goldschmidt, auch „Café Jonteff“ (jiddisch: Festtag) genannt, war ab den 1840er Jahren eine Frankfurter Institution und ganztägig geöffnet – in der Regel von 6 bis 23 Uhr. Hier trafen sich jüdische Geschäftsleute aus der Main-Stadt und aus dem Umland, etwa Metzger, Vieh-, Obst- und Gemüsehändler, aber auch Architekten, Bauarbeiter und Rentner. Das Haus warb mit einem großen Billardsaal, eigener Konditorei und „elegante(n) Lokalitäten im 1. Stock“, damit war der sogenannte Damensalon im Wiener Kaffeehausstil gemeint, „Treffpunkt des weiblichen Geschlechts aus dem Ostend“, wie Paul Arnsberg es im Rückblick analysierte. Zu den Spezialitäten für die „besseren Leute“ zählten Gugelhupf, Rodon- und Apfelkuchen. Und: „Wenn man in Frankfurt guten Käsekuchen essen wollte, ging man ins Café Goldschmidt“ (Arnsberg). Obendrein gab es einen Zigarrenverkauf. Zu Beginn des Jahres 1930 war das Café Goldschmidt Geschichte; an der Adresse eröffnete der „Handelshof“ als die „größte neuzeitliche Volksstätte“ mit „Café + Automat + Restaurant“, so versprach es die Anzeige im Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main. Der Frankfurter Zeichner und Karikaturist Lino Salini fertigte Mitte der 1920er Jahre Impressionen antisemitischen Inhalts vom Alltag im Café Goldschmidt.
Neuen Kommentar hinzufügen