Friedrich-Ebert-Straße 113
Brandenburg
14467 Potsdam
Deutschland
<p>Wilhelm Kann wurde 1880 in eine bekannte jüdische Bankiersfamilie geboren und übte in seinem abwechslungsreichen Leben einen erheblichen Einfluss auf das jüdische Leben in Potsdam aus.</p><p>Sein gleichnamiger Großvater eröffnete 1842 das Bankhaus W. Kann in der Nauener Straße 32 (heute Friedrich-Ebert-Straße 113), nachdem er 1840 mit seiner Familie, seiner Frau und drei Kindern aus Eberswalde nach Potsdam gezogen war. Das Geschäft befand sich gegenüber der alten Synagoge und dem Jüdischen Gemeindehaus.</p><p>Als Wilhelm Kann (Senior) verstarb, überließ er seinem Sohn Julius Kann das Bank- und Geldwechselgeschäft. Julius Kann heiratete 1877. Er und seine Frau zogen in das Haus der Bank und bekamen zusammen sechs Kinder, unter anderem Wilhelm Kann (Junior).</p><p>Wilhelm Kann (Junior) fing nach seiner Schulzeit am königlichen „Viktoria-Gymnasium" im Familienbetrieb eine Lehre an. Nachdem er diese abgebrochen hatte, arbeitete er in anderen Betrieben, bis sein Vater (Julius Kann) verstarb und er neuer Leiter des Bankhauses wurde. 1929 scheiterte seine Ehe mit der 11 Jahre jüngeren Henni Bernhard. Sie hatten vier Kinder. Die Weltwirtschaftskrise zwang Kann, das Bankhaus zu schließen. 1933 verschwand die Bank aus dem Handelsregister. Fortan widmete er sich der Gemeindearbeit und arbeitete bei der Reichsvereinigung der Juden in Potsdam. Kann wurde 1940 zum Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde in Potsdam gewählt. Ab 1942 war er der Vertrauensmann der Juden in Potsdam. Seine Aufgabe war es, Anordnungen der Staatspolizei an Potsdamer Juden zu übermitteln. Kurz vor seiner Deportation im Spätsommer 1943 lebte der einst wohlhabende Bankier im Elternhaus in einer ärmlichen 1,5-Zimmer-Wohnung. Am 18.06.1943 wurde er polizeilich abgemeldet und noch in diesem Monat nach Theresienstadt deportiert. Damit galt die Stadt als „judenrein", da Wilhelm Kann der letzte offizielle Vertreter der jüdischen Gemeinde in Potsdam war. Rund ein Jahr nach seiner Deportation verstarb Kann an Hungertyphus.</p>
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