Schillerstr. 13
72555 Metzingen
Deutschland
Adolf Herold lebte mit seiner Familie hier; er stammte aus dem mittelfränkischen Schopfloch und hatte in Metzingen 1910 als Verkäufer von Textilwaren angefangen. 1922 eröffnete er in der Schillerstraße 13 eine Strickwarenfabrik. Seine Frau Jenny geb. Goldschmidt ist am 28. Oktober 1880 in Vacha geboren. Adolf Herold war über Jahre mit dem Metzinger Fabrikanten Hugo F. Boss befreundet.
1933 wurde Adolf Herold gezwungen, aus dem Metzinger 'Schwäbischen Albverein' auszutreten. Er wurde 1938 in einer Regionalzeitung 'Metzingens einziger Jude' genannt. Im Zusammenhang mit den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938, bei dem das Haus Herold Ziel eines Angriffes durch Nationalsozialisten war, wurde Adolf Herold in "Schutzhaft" genommen und in das KZ Dachau eingeliefert. Nach seiner Rückkehr zog die Familie nach Stuttgart. Adolf Herold war gezwungen, sein Wohnhaus und die Firma in Metzingen zu verkaufen, da die Stadt "judenfrei" gemacht werden sollte. Von Stuttgart aus konnten die Kinder des Ehepaares Herold 1940 gerade noch rechtzeitig emigrieren: die älteste Tochter Gertrud und der Sohn Walter in die USA, die jüngere Tochter Gretl war bereits 1935 mit ihrem Mann Herbert Geballe nach Palästina emigriert. Die Maschinen und die Einrichtungsgegenstände der Strickwarenfabrik von Adolf Herold wurden 1939 von der Strickwarenfabrik Adolf Baur aus Metzingen übernommen; das Wohn- und Fabrikgebäude kam in den Besitz des Arztes Dr. Walter Scharnbeck (1980 verstorben), da der Stadt daran lag, dass der Arzt in Metzingen blieb. Das Ehepaar Herold konnte nicht mehr emigrieren; Adolf und Jenny Herold standen in der Warteliste für die Einwanderung für Amerika, wurden jedoch 1941 nach Riga deportiert und sind 1942 umgekommen.
In den 1980er-Jahren wurde das Haus in der Schillerstraße an neue Besitzer verkauft, nachdem es einige Jahre von der Familie Dr. Scharnbeck vermietet worden war. Walter Herold starb im Alter von 96 Jahren in New Hampshire (USA).
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