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Deutschland
Hilde Lion wurde am 14. Mai 1893 als drittes von vier Kindern in eine wohlhabende jüdische Kaufmannsfamilie Hamburgs geboren. In dieser Zeit konnten Frauen weder Abitur machen noch studieren. Lion absolvierte zunächst eine Lehrerinnenausbildung. Die Arbeit als Lehrerin sensibilisierte sie für das Elend der Kinder der Arbeiterklasse.
Ab 1917 bildete sie sich an dem neu entstandenen „Sozialpädagogischen Seminar“ in Hamburg fort, das ihre Freundinnen Gertrud Bäumer und Marie Baum gegründet hatten. Ihre Ziele waren es, Beruf und Familie zu vereinen und eine eigenständige weibliche Identität zu definieren. 1918 trat sie deshalb mit dem Ziel, Frauen für die parlamentarische Demokratie zu aktivieren, in die linksliberale Deutsche Demokratische Partei ein.
Ab 1919 studierte sie in Freiburg, Berlin und Köln Volkswirtschaft und Pädagogik und promovierte 1924. Ihre Dissertation wurde unter dem Titel „Zur Soziologie der Frauenbewegung“ veröffentlicht und ist bis heute ein Grundlagenwerk für die Geschichte der Deutschen Frauenbewegung.
Von 1925 an unterrichtete Lion in Berlin am „Sozialpädagogischen Seminar“ des Vereins Jugendheim Charlottenburg, das Anna von Gierke gegründet hatte. Bei aller wissenschaftlichen Expertise sah sie sich vor allem als Praktikerin der Sozialen Arbeit. Im Jahr 1928 wechselte sie an die von Alice Salomon gegründete „Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit“, zunächst als Studienleiterin, dann als erste und einzige Direktorin der Akademie. Um die Übernahme durch die Nationalsozialisten zu verhindern, wurde die Akademie 1933 geschlossen.
Hilde Lion konnte dank eines Stipendiums des Internationalen Akademikerbundes noch im selben Jahr nach Großbritannien ausreisen und kam nach 1945 nur noch für Besuche nach Deutschland. Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Emmy Wolff leitete sie im Haslemere/Surrey eine Internatsschule für deutsche Flüchtlingskinder. Am 8. April 1970 starb Hilde Lion in Surrey, Großbritannien.
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