Freierplatz 4
98639 Walldorf
Deutschland
Ende des 18. Jahrhunderts begannen jüdische Reformer das niedrige schulische Niveau und die mangelnden Unterrichtsmethoden im jüdischen Unterricht zu kritisieren, der zumeist in den Privatwohnungen der Vorbeter und Schächter stattfand. Um den Bildungsstand der jüdischen Bevölkerung zu heben, entwickelten sich im Übergang vom 18. und 19. Jahrhundert neue Erziehungsmodelle, die zur Errichtung von jüdischen Elementarschulen und zur Erweiterung des Fächerkanons führten, so auch in Walldorf.
Walldorf gehörte zum Herzogtum Sachsen-Meiningen und hatte zu dem damaligen Zeitpunkt die größte jüdische Gemeinde im gesamten Herzogtum. Nachdem Ende des 18. Jahrhunderts bereits eine Synagoge errichtet wurde und ein jüdischer Friedhof existierte, kam 1824 eine öffentliche jüdische Schule hinzu. Es war die erste im Herzogtum. Bei einem Brand wurde diese 1836 zerstört und ab 1840 eine neue Schule in Betrieb genommen. Doch Walldorf war im 19. Jahrhundert nicht der einzige Ort mit einer öffentlichen jüdischen Schule. 1839 gab es insgesamt 9 jüdische Schulen im Herzogtum, die von 232 Kindern besucht wurden (36 Jungen und 136 Mädchen). Des Weiteren gab es auch in Walldorf noch andere private schulische Einrichtungen, die jedoch ab den 1850er Jahren mit der jüdischen Schule zusammengeführt wurden.
Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs setzte sich zum Ende des 19. Jahrhunderts der Gedanke durch, dass ein eigenes jüdisches Erziehungswesen der Integration der Juden in die deutsche Gesellschaft im Wege stehen würde. Aus diesem Grund wurden die meisten jüdischen Schulen nach dem Volksschulgesetz von 1875 mit den christlichen Schulen der jeweiligen Orte zusammengelegt. Lediglich der jüdische Religionsunterricht durfte in den ehemaligen jüdischen Bildungseinrichtungen stattfinden, wenn es dafür in den christlichen Schulen keinen Platz gab. So verhielt es sich auch mit der jüdischen Schule in Walldorf, in der bis 1909 nur noch der jüdische Religionsunterricht stattfand.
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