Friedrich-Ebert-Straße 42
47799 Krefeld
Deutschland
Die Villa an der Friedrich-Ebert-Straße 42 wurde 1924/25 für den Seidenhändler Richard Merländer (geboren 1874 in Mülheim/Ruhr) gebaut. Der Architekt hieß Friedrich Kühnen.
Richard Merländer war Junggeselle und lebte mit seinem Personal in dem eigentümlich konzipierten Gebäude. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er nach 1933 vom nationalsozialistischen Staat verfolgt. Er musste seine Firmenanteile aufgeben, seine bürgerliche Existenz wurde vernichtet. Man zwang ihn zum Verkauf seines Hauses. Stattdessen musste er 1941 in ein „Judenhaus“ umziehen.
Der 68-jährige Richard Merländer wurde im Juli 1942 in das Lager Theresienstadt deportiert. Als nicht mehr arbeitsfähig schob man ihn im September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka ab. Da von den 3000 Menschen dieses Transportes keiner überlebte, sind die genauen Umstände seines Todes unbekannt. Wahrscheinlich wurde er kurz nach der Ankunft in der Gaskammer ermordet.
Nachdem Richard Merländer aufgrund der antijüdischen Gesetze aus dem gesellschaftlichen Leben gedrängt wurde und aufgrund seines, von den Nationalsozialisten vorangetriebenem, wirtschaftlichen Ruins gezwungen war, das Haus zu verkaufen, wurde es in ein Hotel umgewandelt und wechselte mehrfach den Besitzer. 1989 wurde es von der Stadt Krefeld angemietet. Nach der Entdeckung bedeutender Wandgemälde des Künstlers Heinrich Campendonk beschloss der Rat der Stadt Krefeld, in dem Haus ein Dokumentations- und Begegnungszentrum einzurichten, das sich mit der Zeit des Nationalsozialismus in Krefeld beschäftigt.
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