An der Strangriede
30167 Hannover
Deutschland
Die jüdische Gemeinde Hannovers war seit dem Beginn der rechtlichen Gleichstellung im Jahre 1842 stark angewachsen. Da der historische Friedhof nicht mehr ausreichte, erwarb sie ein Grundstück im Gartengelände weit vor der Stadt, heute inmitten der hannoverschen Nordstadt gelegen. Der neue Friedhof wurde 1864 feierlich eingeweiht. Seine Bauten an der Straßenseite – Predigthalle, Verwaltung, Leichenhalle und Betsaal – folgten Entwürfen des jüdischen Architekten Edwin Oppler, der fast zeitgleich auch die Neue Synagoge Hannovers ausführte. Die Predigthalle stellt nach den Zerstörungen der Pogromnacht 1938 den ersten und einzigen noch erhaltenen Sakralbau Opplers dar.
Mitte der 1920er Jahre, zur Zeit ihrer größten Ausdehnung auf mehr als 5.500 Mitglieder, war auch dieser Friedhof fast vollständig belegt und die Gemeinde erwarb ein neues Gelände in Bothfeld. Heute ist der Friedhof An der Strangriede mit mehr als 2.500 erhaltenen Einzel- und Familiengrabstätten der größte jüdische Begräbnisplatz in Niedersachsen. Er dokumentiert die Entwicklung des hannoverschen Judentums in seiner Wachstums- und Aufstiegsphase. Dafür stehen Grabmale wie das Familiengrab der bedeutenden Erfinder- und Industriellenfamilie Berliner, die Gräber des Gründers der Israelitischen Gartenbauschule Ahlem, Moritz Simon, des Architekten Edwin Oppler, des Arztes, Demokraten und Freundes von Karl Marx, Louis Kugelmann, zahlreicher bedeutender Landrabbiner wie Selig Gronemann und Samuel Freund, u.v.m.
Die Predigthalle diente im Herbst 1941 zwangsweise als eines der 15 "Judenhäuser" Hannovers für ca. 100 jüdische Einwohner vor ihrer Deportation.
In ihr befindet sich eine Ausstellung über die Geschichte der hannoverschen Juden, die von dem Historiker Peter Schulze eingerichtet und betreut wird. Sie ist (wie Friedhof und Predigthalle) lediglich am Tag des offenen Denkmals im September jeden Jahres zu besichtigen.
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