Complete profile
100
Kategorie
Adresse

Katharinenkirchplatz 8
14776 Brandenburg an der Havel
Deutschland

Koordinate
52.4084794, 12.5612865

Lilli Friesicke wurde als Elisabeth Luise Lilli Culp am 8. Oktober 1888 im heutigen Wuppertal geboren. 1909 legte sie in Remscheid das Abitur ab und studierte in Bonn und Jena, für Frauen zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich, Medizin. Mitte 1914 legte Lilli Friesicke ihr Staatsexamen ab, 1915 promovierte sie über "Die Bedeutung des fötalen Hydrocephalus als Geburtshindernis" und noch im selben Jahr wurde sie Assistenzärztin an der Medizinischen Poliklinik in Jena.

Zwischen 1917 und 1919 heiratete die junge Ärztin Georg Friesicke, welcher Facharzt für Herzkrankheiten war. In dieser Zeit zog das Paar auch nach Brandenburg. Ihre erste Praxis bezogen sie am Katharinenkirchplatz 1. Mitte der 1920er-Jahre brachte Lilli Friesicke die gemeinsamen Kinder Heinz-Herbert und später Marlene zur Welt. 1928 jedoch starb ihr Mann. Vier Jahre später, im Januar 1932, erwarb sie das Haus am Katharinenkirchplatz 8, dorthin verlagerte sie nach ihrer Wohnung auch ihre Praxis.

Im Zuge der antisemitischen Diskriminierung und Verfolgung wurde ihr 1933 die Kassenzulassung entzogen, von nun an durfte Lilli Frieiscke nur noch jüdische Patientinnen gegen Privatzahlungen behandeln. In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten verhaftet. Am 10. November beging Lilli Friesicke laut eines offiziellen Schriftstückes von 1938 "Selbstmord durch Blausäure", ihr Tod gilt jedoch als umstritten und nicht vollends geklärt.

Ihre minderjährigen Kinder bekamen nach dem Tod ihrer Mutter den Nationalsozialisten Martin Scheyba als Vormund, der Haus und Grundstück am Katharinenkirchplatz 8 im Januar 1943 für 2000 Mark an den Brandenburger NSDAP-Chef Ferdinand Heppner verkaufte. Heinz-Herbert Friesicke starb im Oktober 1945 an einer Typhus-Erkrankung, Marlene Friesicke hingegen floh in die Niederlande zu einem Onkel, heiratete dort und bekam drei Kinder, die ebenso in den Niederlanden leben.

Nach dem Krieg fiel das Haus ins Volkseigentum, heute befinden sich dort Wohnungen.

Ereignisse
Beschreibung
Lilli Friesicke erwirbt das Haus am Katharinenkirchplatz 8
Ereignis
Datum Von
1932-01-30
Datum bis
1932-01-30
Datierung
30. Januar 1932
Epoche universalgeschichtlich
Beschreibung
Martin Scheyba verkauft das Haus für 2000 Mark an den Brandenburger NSDAP-Chef Ferdinand Heppner
Ereignis
Datum Von
1943-01-05
Datum bis
1943-01-05
Datierung
5. Januar 1943
Epoche universalgeschichtlich
Medien
Ehemalige Wohnung und Praxis von Lilli Friesicke am Katharinenkirchplatz 8
Aufnahmedatum
28.08.2019
Fotografiert von
Neele Ehrich
garneele
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Private Aufnahme
Breite
4032
Höhe
3024
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Zweiter Wohnsitz und Praxis von Frau Doktor Friesicke.
Mimetype
image/jpeg
Erste Wohnung und Praxis von Lilli Friesicke am Katharinenkirchplatz 1
Aufnahmedatum
28.08.2019
Fotografiert von
Neele Ehrich
garneele
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Private Aufnahme
Breite
4032
Höhe
3024
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Beschreibung
Katharienkirchplatz 1
Mimetype
image/jpeg
Gedenkinschrift auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof für Lilli Friesicke in Brandenburg an der Havel
Aufnahmedatum
06.01.2018
Fotografiert von
Kotofeij K. Bajun
garneele
Bildquelle (Woher stammt das Bild)
Wikimedia Commons
ggf. URL
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Friesicke_lilli_inschrift_b.jpg?uselang=de
Breite
800
Höhe
465
Lizenz
CC BY-SA 4.0
Mimetype
image/jpeg
Literatur
Diekmann, Irene/Schoeps, Julius H., Wegweiser durch das jüdische Brandenburg (siehe Personenverzeichnis), Berlin 1995.
Redaktionell überprüft
Aus

Neuen Kommentar hinzufügen

Das Sprachkürzel des Kommentars.